Gehmeditation – Meditation to go

Gehmeditation kann eine gute Meditationsalternative sein. Ideal für Anfänger und für alle, die nicht lange stillsitzen können. Alltagstauglich, da selbst in stressigen Zeiten praktikabel. So schulst du deinen Geist meditative Auszeiten nehmen zu können, wann immer du sie brauchst.

Gehmeditationen können dir im Alltagstrubel helfen, zu dir zu kommen und bei dir zu bleiben.

GehmeditationErste Schritte

Als ich vor 20 Jahren meine ersten Meditationsversuche unternahm, ließ sich das nicht gut an. Durch eine seltsame, beforschte aber unerklärte Krankheit arbeitsunfähig und wenig belastbar geworden, lag ich viel und haderte vor mich hin. Da das meine Lage nicht verbesserte, versuchte ich es mit Meditation.

Aber das hat mal so gar nicht funktioniert. Kaum setzte oder legte ich mich mit guten Vorsätzen hin, schienen mir alle Sorgen und Probleme gleichzeitig einzufallen. Schmerzen verstärkten sich. Ärgernisse, Unangenehmes meinten grade dann wieder ins Bewusstsein treten zu müssen. Es schien, als würde mein Versuch, Frieden im Kopf herzustellen, Krieg entfachen.

Wie viele Anfänger versuchte ich von jetzt auf gleich, meinen Geist zu leeren, anstatt erst einmal zu üben mit allem zu sein, was in mir vorging, ohne mich zu engagieren, zu identifizieren. Frustration war vorprogrammiert. Denn zu sehen, wo sich mein Geist so herumtreibt, brachte mein Selbstbild ins Wanken.

Eines Tages stolperte ich über Gehmeditation, in Form eines kleinen Büchleins, eines magischen Almanachs aus den Dreißigern im Sperrmüll anderer Leute. Darin war eine ‘nach innen führende‘ Gangart beschrieben: Im Rhythmus von Schritt und Atem sagte man im Geiste ‘stirb‘ und ‘werde‘. Das gefiel mir.

So marschierte ich, so oft es ging, bald ums Engelbecken, längs des Luisenstädtischen Kanals. Längs des Landwehrkanals. Manchmal auch mitten durch die Touristenschwärme in der Kreuzberger Oranienstraße. Meine Wege zur U-Bahn, zum Einkaufen wurden getragen von stirb, werde, stirb, werde, stirb, werde. Im Rhythmus meiner Schritte und meines Atems war alles im Werden und Vergehen. Ich meditierte. Und mein (langer) Weg der Heilung begann.

Einatmend hebe ich den rechten Fuß. Der Himmel ist grau. Akzeptieren.

Die rechte Sohle senkt sich knirschend auf einen Ast. Ausatmend hebt sich mein linker Fuß. Kalter Wind fasst mich. Loslassen.

Gehmeditation – Wirkung

Die Formen der Gehmeditation sind so mannigfaltig wie ihre Wirkung. Das Schöne daran ist, so kannst du auch im Alltag kurz aus dem Stress aussteigen, indem du dich im Takt deiner Schritte auf den Atem, eine Affirmation oder ein Mantra konzentrierst.

Bist du zu sehr im Kopf, Gedanken überschlagen sich, hilft es, sich auf den Bewegungsablauf zu konzentrieren wie im Kinhin des Zen oder auf die Empfindung in den Füßen, wie bei der Gehmeditation aus der Tradition Vipassana/Theravada.

Körperlich

Geistig

Energetisch

Körperlich

Geistig

Energetisch

All diese positiven Auswirkungen verschiedener Gehmeditationsstile wurden in diversen Studien festgestellt. Eine Linksammlung dazu findest du hier.

Diese verschiedenen Formen der Gehmeditation mit den unterschiedlichen Gewichtungen ihrer Wirkung möchten wir dir nach und nach vorstellen, sodass du dir praktisch überall kleine meditative Auszeiten schaffen kannst.

Den Anfang macht natürlich eine von Swami Sivanandas Versionen der Gehmeditation, eine Kombination mit Pranayama.

Gehmeditation Yogastyle

Fokus: Atem

Wirkung:

  • Körperlich: Steigert die Durchblutung, verbessert die Verdauung, verbessert die Schlafqualität
  • Geistig: Steigert das Konzentrationsvermögen
  • Energetisch: Energetisierend, zentrierend, ausgleichend.

Was du brauchst: Diese Übung kannst du drinnen (gut gelüftet) wie draußen anwenden, die Fußbekleidung und der Ort sind einerlei.

Anleitung: Im Sitzen oder Stehen atmest du zunächst im von dir gewählten Rhythmus. In meinem Beispiel ist es ein 3er Rhythmus. Einatmen 1-2-3, Halten 1-2-3, Ausatmen 1-2-3, Halten 1-2-3; mach das bis du dich damit sicher fühlst.

  • Atme über 3 Schritte ein. Atme dabei in den Bauch (sodass sich dieser wölbt).
  • Halte 3 Schritte lang die Luft an.
  • Atme drei Schritte lang aus, der Bauch geht dabei hinein.
  • Halte 3 Schritte lang die Luft an. Das ist eine Runde.
  • Mache so lange es angenehm ist.

Gehe entspannt und ohne Anstrengung. Je nach Tagesform und Gemütszustand kannst du die Intervalle verkleinern oder vergrößern, z.B.: 4-4-4-4, 6-6-6-6,… oder auch 4-2-4-2,…

Viel Spaß beim Ausprobieren!


Es gibt so viele Formen der Meditation! Da den Einstieg oder auch den Wiedereinstieg zu finden ist oft leichter in der Gruppe. Möchtest du gemeinsam mit anderen, die Vielfalt der Meditation erforschen? Im Austausch mit Gleichgesinnten und unter professioneller Anleitung? Dann stöbre doch in unserem

Wenn Dich obenstehende Atempraxis kribbelig energetisiert hat und du mehr davon willst, hier findest du unser

4 Kommentare zu “Gehmeditation – Meditation to go

  1. Doris Brandel

    Hallo Hu,
    du schreibst ” Im Rhythmus von Schritt und Atem sagte man im Geiste ‘stirb‘ und ‘werde‘ “.
    Bitte erklär hier, wie das in dem Büchlein, das du gefunden hast, beschrieben wird. Ich glaube, das gefällt mir auch.
    Liebe Grüße
    Doris

    • Om liebe Doris! Das freut mich, dass dich diese Meditation auch anspricht. Ausatmend ‘Stirb’, einatmend ‘werde’. Daran kannst du dein Schrittmaß und Tagestempo anpassen. Besonders beruhigend ist es wenn man sehr langsam, über mehrere Schritte ein- und ausatmet. Nächster Schwierigkeitsgrad ist dann, zusätzlich ‘Stirb’ immer bei linkem Fuß vor, ‘werde’ mit rechtem Fuß vor. Das heißt nicht bei jedem Schritt, sondern wenn …, dann … Ich hoffe das ist so verständlich. Bereichernde Erfahrungen wünsch ich Dir! Om Shanti, hu

  2. Irina Heise

    Genial….auch ich liebe Gehen und Bewegung und die Verbindung mit der Achtsamkeit macht es für mich zur Meditation und so denke ich auf Pilgerwegen, die ich gern gehe immer öfter an die Bewegung des Fusses beim Ein und Ausatmen und damit dem Jetzt

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