Das Streben nach dem Nektar der Unsterblichkeit

Die Götter und Dämonen machten sich wieder daran den Ozean aufzuquirlen, nachdem Shiva sie vor dem Gift rettete. Sie zogen die Schlange Vasuki hin und her, so drehte sich der Berg und der ganze Ozean wurde duchgewirbelt.

Die Götter und Dämonen machten aus, sich alles zwischen Himmel und Unterwelt zu teilen, je nachdem wem was für nutzvoll in seinem Reich erschien. Nach und nach kam immer mehr Wunderbares aus dem Ozean hervor. Kamadhenu, die wunscherfüllende Kuh, kam als erstes und die Rishis (weise Yogis und Heilige) wollte sie für den Himmel bekommen.

Danach kam ein weißes Pferd, das Bali, der Dämonenkönig, für sich beanspruchte. Dann erschien ein mächtiger Elefant mit 4 Stoßzähnen, Airavata, der Indra gegeben wurde, und der sein Reittier wurde. (Alle Götter haben Reittiere, Shiva reitet auf einem Stier namens Nandi, Vishnu auf einem Adler namens Garuda, Ganesha auf einer Maus, Saraswati auf einem Schwan, Durga auf einem Löwen.) Dann kam ein rosaroter Edelstein, den Vishnu um seinen Hals hängte. Dann erschien der Jasmin Baum (Parijata) und viele wunderschöne Tänzerinnen, die wunderhübsch gekleidet waren, mit goldenem Schmuck um Hals und Arme. Sie bewegten sich graziös und elegant. Alle diese fanden eine Heimat in Indra´s Himmel, denn die Dämonen waren nicht an ihnen interessiert. 

Die Geburt von Lakshmi

Plötzlich erschien aus dem Ozean Lakshmi, die Göttin des Reichtums. Alle Götter und Dämonen wollten sie haben. Sie war so schön, dass niemand von ihr wegschauen konnte. Alle starrten wie gebannt auf sie. Indra brachte schnell einen Thron. Alle Flussgötter brachten goldene Wassergefäße für sie. Vasanta, der Gott des Frühlings, brachte besondere Blumen. Mutter Erde, Bumi Devi, machte eine Puja für sie. Die Engel sangen und Tänzerinnen tanzten. Varuna, der Gott des Ozeans, brachte weiße Kleidung und eine wunderschöne Girlande. Saraswati gab ihr eine Halskette, Brahma einen Lotus und die Schlangengötter gaben wunderschöne Ohrringe.

Sie ging graziös und schaute sich nach einem Ehemann um, mit einer Girlande in der Hand. Viele Götter, Engel, kosmische Krieger, Dämonen, Geister und Weise aus alten Zeiten erschienen um sie zu heiraten. Aber Lakshmi musterte sie alle und sah die Unreinheiten in allen und hatte keine Lust einen von ihnen als Partner zu wählen. Sowohl Götter als auch Dämonen waren voller Wünsche, und so war ihr Geist nicht friedvoll und klar. 

Doch als sie Vishnu ansah, erkannte sie, dass er rein und wunschlos war, jenseits der 3 Gunas, friedvoll und strahlend, leidenschaftslos und weise, und dass er sein Selbst (Atman) kannte. Sie wählte ihn als Gemahl und hängte die Blumengirlande um seinen Hals. Gott Vishnu nahm sie in seine Arme und beide leuchteten wie 1000 Sonnen.

Endlich der Nektar

Das Aufquirlen ging weiter. Nach langer Zeit erschien ein göttliches Wesen, dunkel und wunderschön, mit langen Armen und gelbem Seidengewand. Es war Dhanvantari, der Gott des Ayurveda, eine Inkarnation von Vishnu, und er hielt ein großes goldenes Gefäß. Darin war der Nektar der Unsterblichkeit. Alle wussten es und es herrschte kurz Stille. Dann rannten die Dämonen schnell zu ihm und nahmen sich das Gefäß mit dem Nektar. Die Götter beteten zu Vishnu um Hilfe und flehten ihn an, und er versprach ihnen, dass nur sie den Nektar trinken würden und keiner der Dämonen.

Auf einmal erschien vor den Dämonen eine wunderschöne Frau, Mohini, die lieblich mit den Augen zwinkerte. Die Dämonen, die noch nicht wussten wie sie den Nektar verteilen sollten, sagten ihr: „Oh schöne Frau, verteile Du den Nektar an uns; Du bist unparteiisch und wirst alle belohnen“. Alle waren betört und fühlen eine leichte Schwäche in ihrem Bauch. Mohini nahm das Nektargefäß und befahl den Dämonen und Göttern ein Bad zu nehmen und sich weiß zu kleiden. 

Der Nektar wird verteilt

Alle sollten sich nach Osten zur aufgehenden Sonne wenden und zwei Reihen bilden. Wie von magischer Hand geleitet, gehorchten alle Götter und Dämonen und warteten. Mohini lächelte zu den Dämonen und fing an allen Göttern den Nektar zu geben, während die Dämonen wie betört zusahen. Mit dem letzten Gott war der letzte Tropfen Nektar verbraucht und die Götter fühlten immense Kraft und natürlich Unsterblichkeit.

Die Dämonen warteten immer noch und es dauert sehr lange bis sie begriffen, dass das goldene Gefäß leer war. Inzwischen verwandelte sich die bildhübsche Frau zurück in Vishnu, setzte sich auf den Adler Garuda und flog davon. Er hatte die Dämonen mit seiner kosmischen Illusion, Maya, ausgetrickst. Schnell änderte sich die Vorfreude der Götter in tiefe Wut und sie erkannten, dass die Götter sie betrogen hatten. Sie holten ihre Waffen und griffen die Götter an. Doch die, gestärkt durch den Nektar, schlugen den Angriff zurück und die Götter mussten sich in die Unterwelt zurückziehen. 

Vishnu´s Motiv

Vishnu wusste das es nicht rechtschaffen war, den Nektar den Dämonen zu geben, da sie von Natur aus grausam und ungerecht waren; der Nektar würde sie nur stärker machen und das Leid in der Welt vervielfachen. Die Götter jedoch halfen das Gleichgewicht in der Natur und der Welt wiederherzustellen und brachten Harmonie, Glück und Weisheit, sowie Hingabe, Liebe, Yoga und Frieden zur gesamten Menschheit. Deshalb täuschte er die Dämonen und bevorzugte die Götter. So konnte er das Dharma stärken und das Adharma zurückdrängen. 

Bhakti macht den Unterschied

Die Srimad Bhagavatam will uns dadurch folgendes lehren: Beide, Götter und Dämonen, wandten viel Energie auf, um den Nektar zu bekommen. Die Dämonen waren sogar stärker, und so brachten sie noch mehr Energie auf. Aber nur die Götter handelten mit Hingabe an Vishnu, Bhakti. Sie opferten ihm all ihre Handlungen und auch ihre Probleme. Nur sie tranken den Nektar und wurden unsterblich.

Die Dämonen handelten aus Ego und Wunsch und wurden enttäuscht, und all ihre Anstrengungen waren vergeblich. Sie konnten ihr Ziel nicht erreichen. Ebenso lehren viele Meister, daß wir immer zu Gott beten sollten oder / und ihm unsere Handlungen widmen sollten, und auch verhaftungslos gegenüber dem Ergebnis sein sollten.

Ebenso sollten wir ruhig und gelassen bleiben, wenn Probleme auftreten. In anderen Worten: BHAKTI. Bhakti ist die Hingabe und diese Hingabe hilft uns, Angst zu überwinden, Vertrauen ins Leben zu haben und auch Glück und Freude in der Gemeinschaft mit Gott zu finden, z.B. während man Kirtan singt und Yoga praktiziert.

Hari Om Tat Sat

Niedballa-Maria-Ma

Über den Autor

Ananta (Andreas Heussler) ist aus München und praktiziert Yoga seit 1988. Er absolvierte seine Yogalehrerausbildung 1991 in Kanada im Sivananda Yoga Vedanta Hauptsitz. Er hat diverse Weiterbildungen in Europa, Indien und Kanada absolviert (fortgeschrittene Yogalehrerausbildung, Sadhana Intensiv, Pilgerreisen nach Rishikesh u.a., Ayurveda Kurse). Seit 1994 gibt er Yogalehrerausbildungen in England, Frankreich, Polen, Österreich, Süd-und Nordindien, Kanada, Nassau Bahamas). Er war auch 14 Jahre Swami (2000 – 2014) und verfügt über tiefe Yogapraxis in allen 4 Yogawegen. Er gibt auch Kurse in Bhagavad Gita, Mahabharata, Ramayana, Yoga Vashishta, Raja Yoga Sutras, Kirtansingen, Karma & Reinkarnation, fortgeschrittene Asanas, Kinderyoga, Yoga für ältere Menschen. Seit 2020 ist er bei Yoga Vidya tätig.

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