Lebensnektar Wasser im Ayurveda

Wasser ist ein essenzieller Nährstoff, nicht nur für uns Menschen. Auch Flora und Fauna sind auf den Lebensnektar Wasser angewiesen. Aber Wasser ist nicht gleich Wasser, hier der Ozean, da der Tautropfen. Dr. Devendra zeigt uns in seinem Artikel, dass Wasser im Ayurveda noch feiner kategorisiert und eingesetzt wird, als im Westen üblich. Sowohl was die Herkunft als auch, was die Menge angeht.

Die Bedeutung des Wassers

Wasser ist Lebensnektar – in seiner reinen Form. Wir können dies anhand der Tatsache nachvollziehen, dass die Erde zu mehr als 2/3 mit Wasser bedeckt ist und auch unser Körper zu mehr als 70 % aus Wasser besteht. Eine gute Wasserqualität ist für alle Lebensaktivitäten absolut notwendig. Viele lebenswichtige Funktionen des Körpers werden über das Medium Wasser abgewickelt. Wenn unser Körper nicht ausreichend Wasser von guter Qualität hat, leiden wir an vielen Krankheiten.

Sushrutas Arten des Wassers

Ayurveda erklärt ausführlich die verschiedenen Arten von Wasser und die Regeln für das Trinken von Wasser und wie man das Wasser reinigt, damit es sich harmonisierend auf unseren Körper auswirkt.

Im Folgenden die Empfehlungen des berühmten Heilers, Chirurg und Autor Sushruta der etwa 700 Jahre vor unserer Zeitrechnung gelebt haben soll und die Sushruta Samhita hinterlassen hat, die als eine der wichtigsten erhaltenen antiken Abhandlungen über Medizin gilt und als grundsteinlegender Text des Ayurveda angesehen wird.

Reines Himmelswasser = Lebensnektar

Wasser aus dem Himmel, das einen unmanifestierten Geschmack hat, ist wie ein Nektar, der den Körper befriedigt und tröstet, Müdigkeit, Erschöpfung, Durst, Schläfrigkeit und Brennen lindert und besonders der Gesundheit zuträglich ist.

Es gibt 4 Arten von Himmelswasser:

  1. Dhara = Regenwasser: Wiederum gibt es zwei Arten von Regenwasser – Ganga Jala und Samudra Jala. Ganga Jala wird als gut zum Trinken angesehen, während Samudra Jala vernachlässigt werden sollte.
  2. Kara = Wasser aus dem Schmelzen von Hagelkörnern
  3. Tausara = Wasser aus Tau/Nebel
  4. Hima = Wasser aus dem Schmelzen von Schnee

Von all diesen ist Regenwasser am besten, weil es von leichter Qualität ist.

Oberflächenwasser

Dasselbe Wasser, wenn es auf den Boden trifft, erhält durch verschiedene Arten von Orten wie Flüsse, große natürliche Seen, künstliche Seen, Brunnen, Bäche, Quellen, aus dem Boden sickerndes Wasser und gesammelte und sumpfige Orte unterschiedliche Geschmacksrichtungen.

Auch hier spricht Sushruta über die Wirkung des Bodens, auf den das Wasser fällt. Wenn zum Beispiel Wasser vom Himmel auf ein Gebiet fällt, das vom Element Erde (Prithivi) beherrscht wird, dann bekommt es einen sauren und salzigen Geschmack. Während es in einem vom Element Wasser (Jala) beherrschten Gebiet einen süßen Geschmack hat, wird Wasser, wenn es auf Feuer (Agni) dominiertes Land fällt, einen scharf und bitteren Geschmack des Wassers annehmen.

Wenn das Wasser auf Luft (Vayu) dominiertes Land fällt, dann wird der Geschmack adstringierend sein und wenn das Wasser auf Äther (Akasha) dominiertes Land fällt, dann wird der Geschmack des Wassers unmanifestiert oder geschmacklos sein. Wasser mit der unmanifestierten Geschmacksqualität sollte laut Sushruta zum Trinken verwendet werden, wenn es kein Himmelswasser gibt.

Flußwasser

Wasser, das keinen Geruch und keinen auffälligen Geschmack hat, den Durst löscht, sauber, kalt, leicht verdaulich und angenehm für den Geist ist, eignet sich zum Trinken. Wasser aus schnell fließenden Flüssen und Flüssen in Wüstenregionen wird als gut zum Trinken angesehen. Auch das Wasser von Flüssen, die nach Westen fließen, gilt als leicht für die Verdauung und gesund für den Körper. Die Flüsse, die nach Osten fließen, sind dagegen schwer. Das Wasser der Flüsse im Süden ist von mäßiger Qualität.

Grundwasser

Die beste Zeit zum Sammeln des Grundwassers ist der frühe Morgen, der frei von jeglicher Art von Verschmutzung ist. Es wird auch empfohlen, kein Wasser aus sumpfigen Gebieten zu trinken. Wenn ein Mensch verschmutztes Wasser trinkt, kann er an Wassersucht, Anämie, Hautkrankheiten, falscher Verdauung, Atemnot, Husten, Nasenkatarrh, Bauchschmerzen, Tumoren im Unterleib, Bauchvergrößerung, Filariasis, Kropf usw. leiden.

Antiker Regenwasser-Qualitätscheck:

Regenwasser sollte vom Himmel gesammelt (also aufgefangen) und mit einem Tuch gefiltert werden. Zur Testung sollte dann ein Ball aus weißem, gekochtem Reis darin eingetaucht werden. Bleibt dieser sauber, wurde dieses Wasser getrunken, hatte der Reisball Flecken bekommen, dann sollte dieses Wasser als Samudra Jala betrachtet werden und nicht zum Trinken verwendet werden.

Wann welches Wasser?

Sushruta betont, dass Trinkwasser in bestimmten Monaten aus bestimmten Quellen gesammelt werden sollte, z.B. Regenwasser in der Regenzeit (Mitte September bis Oktober), während der Herbstzeit ist jede Art von Wasser von guter Qualität, wegen der Wirkung eines besonderen Sterns, der als Agastya (aka Canopus) bekannt ist.

Während der Winterzeit kann Wasser aus einem natürlichen oder künstlichen See zum Trinken verwendet werden, während der Frühlings- und Sommerzeit kann Wasser aus einem künstlichen Tank/Reservoir oder einer Quelle verwendet werden.

Antike Wasseraufbereitung

Nach Sushruta sollte Wasser, das nicht den Strahlen der Sonne, des Mondes und der Luft ausgesetzt ist, das einen sehr auffälligen Geruch, Farbe und Geschmack hat, nicht mehr zum Trinken verwendet werden. Diese Art von Wasser ist schwer verdaulich und kann zu Verstopfung führen. Zu diesem Zweck riet Sushruta, solches Wasser vor dem Trinken zu reinigen, und zwar wie folgt:

Das Wasser sollte abgekocht oder erhitzt werden, indem man es den Sonnenstrahlen aussetzt, erhitzte Eisenkugeln, erhitzten Sand oder Stein eintaucht. Danach sollte es mit Kataka, Nagchampa, Utpala, Patala (eine Art Lotusblume), Gomedaka (Edelstein), Mukta (Perle), Mani (Bergkristalle) behandelt werden, um den schlechten Geruch aus dem Wasser zu entfernen, und sollte in Gefäßen aus Gold, Silber, Kupfer, Bronze, Edelsteinen oder irdenen Töpfen aufbewahrt werden.

Ayurvedischer Lebensnektar Wasser: Ushnodaka

Der beste Weg, das Wasser gemäß Ayurveda zu reinigen, ist, es abzukochen. Dies ist im Ayurveda als Ushnodaka (warmes Wasser) bekannt. Es mildert Kapha, Vata und Meda (Fettleibigkeit), ist gut für die Verdauung, reinigt die Harnblase, heilt Atemnot, Husten und Fieber und ist zu jeder Zeit gut für die Gesundheit.

Für Ushnokdaka (heißes/warmes Wasser) gibt es verschiedene Definitionen: So wird gekochtes Wasser, aber auch abgekochtes Wasser, das auf ein Achtel, ein Viertel oder die Hälfte der ursprünglichen Menge reduziert wurde, Ushnodaka genannt. Warmes Wasser soll alle drei Doshas mildern, da es besonders leicht verdaulich ist.

  • Heißes Wasser, das nachts getrunken wird, löst die Kapha-Massen auf, vertreibt Blähungen und verdaut die unverdauten Nahrungsbestandteile schnell.
  • Wasser, das beschleunigt abgekühlt wurde, wird schwer verdaulich.
  • Abgekochtes Wasser verliert im Laufe eines Tages seine wohltuenden Eigenschaften. Danach kehren sich die Eigenschaften in unzuträgliche um, denn Wasser, das tagsüber abgekocht und nachts getrunken wird, und Wasser, das nachts abgekocht und tagsüber getrunken wird, wird schwer verdaulich.

Es wird auch empfohlen, täglich frisches Wasser zu trinken und bei Krankheiten wie Geschmacksverlust, Erkältung, Wassersucht, Schwindsucht, Dyspnoe, Vergrößerung des Bauches, Lepra, Fieber, Augenkrankheiten und Diabetes mellitus eher eine moderate Menge an Wasser zu trinken.

Welche Trinkmenge wird ayurvedisch empfohlen?

In Bezug auf die Trinkmenge gibt es im Ayurveda folgende Richtlinien:

  1. Trinke, wenn du Durst verspürst.
  2. Wie viel Wasser verlierst du am Tag durch Urin, Stuhl oder Schweiß? Hast du heute mehr Flüssigkeit durch Anstrengung, Durchfall, Erbrechen usw. verloren? Je nach dieser Situation sollten wir entscheiden, wie viel wir trinken. Wie viel wir verlieren, so viel sollten wir trinken. Das sind in der Regel 1,5l -2l.
  3. Trinkmenge bei Kapha-Ungleichgewicht: Diese Menschen sollten nicht versuchen, ihren Durst zu überstillen, Reservoirs anzulegen. Das Wasser, das sie trinken, sollte immer warm sein.
  4. Trinkmenge bei Pitta-Ungleichgewicht: Diese Menschen können ihren Durst großzügig stillen. Ihr Wasser kann normale Zimmertemperatur haben.
  5. Trinkmenge bei Vata-Ungleichgewicht: Diese Menschen sollten immer warmes Wasser in ausreichender Menge trinken.

Der Autor

Ayurveda Kongress Dr. Devendra

Bachelor und Master in Ayurveda Medizin, mit Schwerpunkten im traditionellen Ayurveda sowie der westlichen Medizin. Im Himalaya aufgewachsen, ist er besonders der Naturheilkunde und der spirituellen Dimension ärztlichen Wirkens zugeneigt.

Dr. Devendra leitete zuletzt eine Ayurveda Praxis in Rishikesh/Indien und die Kewalya Nature Care Society. Er unterrichtete weltweit Ayurveda, Marma Therapie, Panchakarma Kuren und Phytotherapie. Seit 2020 lebt er in Bad Meinberg, gibt Vorträge und Konsultationen und leitet Studien, Seminare und Ausbildungen im Rahmen des Centers of Excellence Ayurveda Vegan. Besucher des Bad Meinberger Ashrams können ihn in der Ayurveda Oase konsultieren und sich von ihm behandeln lassen.


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2 Kommentare zu “Lebensnektar Wasser im Ayurveda

  1. Shirocco Garrett

    Vielen Dank für den interessanten Bericht.

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