61 Wirkung und Anwendung der Lampenfieber Transformations-Atmung

Gelassenheit Entwickeln - Podcast für mehr Gelassenheit im Alltag

Wie wirkt die Lampenfieber Transformationsatmung? Wie kannst du sie praktisch einsetzen? Darüber spricht Sukadev in dieser 61. Ausgabe des Yoga Vidya Gelassenheits-Podcast. Er erzählt auch aus seinem eigenen Leben – und wie ihm diese Atemtechnik bei der mündlichen Diplomprüfung geholfen hat. Dies ist ein Mitschnitt aus einem SeminarGelassenheit entwickeln” bei Yoga Vidya Bad Meinberg.

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Das letzte Mal habe ich dich zu einer Übung angeleitet, nämlich zur Lampenfieber-Transformation. Diese Übung werde ich heute nochmals etwas erläutern und werde dir auch ein paar Tipps geben, wie du sie im praktischen Alltag einsetzen kannst. Ich werde dir auch erzählen, wie sie mir geholfen hat, auch in besonders herausfordernden Situationen.

Es ist eine einfache Übung und eine sehr wirksame Übung. Ich kann es euch nur empfehlen, das auszuprobieren. Wenn ihr das einmal ein paar Mal gemacht habt, dann braucht ihr niemals mehr Angst vor Lampenfieber zu haben und dann könnt ihr euch eigentlich freuen, wenn ihr Lampenfieber habt. Es geht sogar so weit, ich habe mal so ein paar Interwies gelesen, zum einen mit Sportlern oder auch mit Schauspielern, auch Kabarettisten, und die wurden gefragt: „Haben Sie Lampenfieber vor dem Auftritt?“ Und dann sagen die grundsätzlich: „Ja.“ Und wenn sie mal weniger Lampenfieber haben, dann wird es nachher nicht so gut. Auch Sportler, Spitzensportler, Leistungssportler, die versuchen sich zum Teil, wenn sie zu ruhig sind, sich Techniken einfallen zu lassen, sich bewusst machen, wie wichtig das ist, um ein bisschen Lampenfieber zu kriegen, weil dieses Lampenfieber letztlich beflügelt.
Also, von jetzt an, wenn ihr Lampenfieber habt, dann freut euch und atmet tief mit dem Bauch. Das ist übrigens auch eine Technik, die in der empirischen Forschung in der Psychologie sich gut bewährt hat. Diese Techniken, die im Yoga schon sehr lange praktiziert wurden, sind schon über drei Jahrzehnte auch erforscht als wirksame Techniken zur Überwindung sowohl von Vorgesetzten-Angst als auch zur Überwindung von Lampenfieber. Es gibt die Aussage, man kann nicht wirklich Angst haben und tief mit dem Bauch atmen. Entweder man atmet tief mit dem Bauch oder man hat Angst, beides zusammen geht nicht wirklich. So hundertprozentig stimmt es zwar auch nicht, wer wirklich lange mit dem Bauch atmet, irgendwann merkt er, ein bisschen Angst ist auch drin, aber es ist dann eben kein lähmendes Lampenfieber, sondern ein Lampenfieber, das Energie bringt.

Vielleicht eine kleine Anekdote, die ich manchmal gerne erzähle, dort, wo ich diese Technik sehr intensiv genutzt hatte, ist jetzt schon dreißig Jahre her. Und ich hatte schon Yoga viel geübt. Ich habe Betriebswirtschaft studiert, dann kamen die Diplomprüfungen und ich habe damals schon in einem Yogacentrum gelebt und dann war gerade so eine Situation, dass ich der einzige war, der im Yogacentrum als Yogalehrer gewohnt hat, war also Sevaka, habe das Centrum geleitet und mich gleichzeitig vorbereitet auf die Diplomprüfung. Also, sehr gründlich konnte ich mich dort nicht vorbereiten. Für die schriftliche Prüfung war das nicht ganz so schwierig, weil da, wo ich war, konnte man sich unter drei Themen eins aussuchen in der Diplomprüfung, über was man schreibt. Also selektive Prüfungsvorbereitung war dort eine sehr hilfreiche Strategie und ich habe auch Glück gehabt, in den schriftlichen Prüfungen hatte ich überall jeweils ein Thema zur Auswahl, auf das ich mich gut vorbereitet hatte.
Im Mündlichen ist das etwas schwieriger. Also, es konnte gründlich schiefgehen, es konnte aber auch sehr gutgehen. Und dort habe ich dann vorher gesessen und ich habe mich an diese Technik erinnert und dann einatmen, von oben Licht in mich hinein bis in den Bauch, ausatmen vom Bauch über das Herz hinein in den Raum, wo ich gleich geprüft werden würde. Gut, ein bisschen war dann auch noch etwas Spirituelles dabei. Ich habe mich ja nicht unzureichend vorbereitet aus egoistischen oder Faulheits-Gründen, sondern habe ein Yogacentrum geleitet und unterrichtet, ich habe es ja gemacht, um was Gutes zu tun. Ich habe mich dann auch noch auf den Sivananda konzentriert und habe gesagt, „ich habe das jetzt für dich gemacht, du musst mir jetzt auch helfen“ und mir vorgestellt, dass er dann auch Licht reinschickt und mich ganz durchströmt, einatmen in den Bauch, ausatmen vom Bauch über Herz dorthin.
Und als ich dann endlich in den Raum reingekommen bin, war ich in so einer Art Euphorie und in einer Art Licht- und Glücksgefühl. Und der Professor hat auch gleich gelächelt und irgendwo haben wir uns gleich sehr nahe und eng verbunden gefühlt. Ihr müsst wissen, als ich BWL studiert hatte, habe ich mir die Fächer so ausgesucht, dass ich mich auf Fächer spezialisiert habe, wo keine Anwesenheitspflicht ist, sondern ich alles mit Büchern machen konnte, denn ich war ja im Yogacentrum und habe eigentlich keine große Lust gehabt auf dieses komische BWL-Studium. Ich habe es halt nur zu Ende geführt, weil alle gesagt haben, ich soll es halt zu Ende führen, ein Diplomkaufmanntitel wird später auch hilfreich sein, wenn ich mal ein Yogacentrum leite, das hilft gegenüber öffentlichen Institutionen. Also, der Professor hat mich vorher kaum bewusst gesehen, vermutlich hat er mich gar nicht gekannt. Ich habe ihn zweimal in Vorlesungen gesehen, aber wir haben gleich so ein enges Verbundenheitsgefühl gehabt. Er hat mir nur Fragen gestellt, die ich beantworten konnte und es war dann eine fast mystische Erfahrung. Und das lief in allen drei Fächern, wo mündliche Prüfungen dazugehörten. Und sogar bei zwei Professoren, wo wir zu zweit geprüft wurden, hat er immer mich nur das gefragt, was ich wusste. Was ich nicht gewusst habe, hat er den anderen gefragt. Oder wenn er den anderen erst gefragt hat und der hat es nicht gewusst und ich habe es gewusst, hat er mich dann gefragt. Wenn er den anderen gefragt hat und der hat es nicht gewusst, und ich hätte es auch nicht gewusst, hat er die Frage nicht an mich weitergegeben. Ich meine, die Übung wirkt sogar mehr als nur aktivierend, sie wirkt in jedem Fall aktivierend, das werdet ihr in jedem Fall feststellen, ich meine, da ist auch irgendwo so eine telepathische Komponente dabei.

Von einer Teilnehmerin an einem Seminar von Yoga Vidya zum Thema Gelassenheit wurde ich gefragt : „Buddhisten sagen ja, dass man sich das ganze Leben selber gestaltet, selber entwirft, selber erschafft. Und meine Frage ist: Ich habe ja so wahnsinnig viele Schulklassen, erschaffe ich mir die alle auch selber und diese wahnsinnig unruhigen Energien dazu?“
Das ist natürlich jetzt eine Frage, die sehr ins Philosophische geht, die etwas den Rahmen hier sprengen würde. Auf eine gewisse Weise kann man schon sagen, man schafft sich seine Wirklichkeit. Gut, vom höchsten Standpunkt aus sind wir das kosmische Bewusstsein und das kosmische Bewusstsein träumt diese ganze Welt und als solches träumen wir auch unser Leben. Jetzt von einem relativen Standpunkt aus, wie die Welt jetzt im Konkreten ist, ist auch eine eigene Vorstellung. Die einen können sagen, es ist sehr unruhig, sie sagen: „Ich bin umgeben von lauter unruhigen, nervösen Kindern.“ Eine Möglichkeit. Man könnte aber auch sagen: „Ich bin mit lauter Forschern zusammen und mit lauter Menschen, die ihr Leben anfangen, zu leben und die gerade lernen, ihre Grenzen austesten. Ich bin mit den Idealisten, die künftig die Welt positiv gestalten werden, zusammen und die versuchen, auf diesem Weg Erfahrungen sammeln.“ So kann man die Welt gestalten. Man kann sagen: „Ich bin mit Herausforderungen konfrontiert, die das Kultusministerium dort gibt, und Abitur in zwölf Jahren, grässlich, das ist unmöglich zu schaffen.“ Oder man kann sagen: „Wir sind in einer Zeit, wo viel da ist und wo viel zu erreichen ist und viel zu lernen ist und es ist eine aufregende Zeit, eine interessante und faszinierende Zeit. Und ich bin eine Tänzerin und ich tanze auf dem Vulkan der Herausforderungen des Kultusministeriums, der Herausforderungen meiner Kollegen und der Herausforderungen meiner Kinder, oder ich jongliere.“

In diesem Sinne schaffst du dir deine Wirklichkeit. In wieweit man tatsächlich seine Einstellung so gründlich ändern kann von der einen Wirklichkeit zur anderen, ist auch wieder eine Sache. Aber in diesem Sinne könnte man auch überlegen, wie kann man das Ganze so umdeuten, dass man sagt: „Ich schaffe mir die Wirklichkeit.“ Also im Konkreten, du könntest jetzt nicht sagen, du schaffst dir die Wirklichkeit, du denkst tief genug nach, und prompt brauchen die Kinder nur noch die Hälfte der Anforderungen zu erfüllen und prompt haben sie vierzehn Jahre statt zwölf. In dem Sinne ist es unrealistisch, auch wenn es von einem kosmischen Standpunkt aus vielleicht so wäre. Aber in einem relativen Standpunkt kannst du dir diese Wirklichkeit schaffen. Als Lehrerin kann ich dir auch empfehlen, bringe das deinen Schülern auch bei, diese Übung vor Prüfungen. Es ist interessant, wie viele Schüler so was auch tatsächlich dann machen. Man muss es ja nicht jedes Mal machen, aber einfach mal als Übung vorstellen. Ich weiß, in meinem Religionsunterricht hat ein Religionslehrer uns das Autogene Training beigebracht, in einer sehr reduzierten Fassung, zweimal hat er eine Viertelstunde „geopfert“, um uns das Autogene Training beizubringen. Und ab da hat etwa ein Viertel aller Schüler bei den nächsten Prüfungen und Klassenarbeiten immer dann da gesessen: „Mein rechter Arm wird schwerer und schwerer und ich bin ganz ruhig.“ Ich habe so das Autogene Training dann auch gelernt und lange Jahre geübt und eigentlich ist es bis heute eine meiner Tiefenentspannungstechniken, die ich natürlich dann später etwas ausführlicher gelernt habe. Also, keine Hemmungen, auch wenn ihr Kinder habt, bringt das ruhig euren Kindern mal bei. Nicht alle setzen es um, aber es ist einen Versuch wert. Das nächste Mal hörst du etwas über die Ärger-Transformationsatmung und du bekommst eine praktische Übung dazu.

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