Wenn du empfänglich für die Ausstrahlung deiner Mitmenschen bist, kennst du das: Du liegst in der Anfangs- oder Endentspannungsphase einer Yogastunde und spürst die Stimmung des Yogalehrers. Diese Stimmung wird sich maßgeblich darauf auswirken, wie du durch die Stunde kommst und wie du diese verlässt. Für jeden Yogalehrenden entsteht daraus die Frage, wie stimme ich mich ein? Was sind die Voraussetzungen für einen stimmigen Unterricht? Und dann kommt ganz schnell auch die Frage auf: Was für ein Yogalehrer möchte ich sein? Wie und wodurch wirke ich auf meine Schüler? Ist ein Sattvischer Lebensstil eine Grundvoraussetzung zum Unterrichten?
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Sattvischer Lebensstil und der Anspruch, zu lehren, was man praktiziert
Manch einer von euch kennt das sicherlich: Den Anspruch zu haben, zu lehren, was man praktiziert. Im Falle eines Yogalehrers bedeutet das, einen möglichst sattvischen Lebensstil zu führen – im Sinne von Ahimsa, dem Nicht-Verletzen, zu leben. Keine Gewalt gegen andere Lebewesen, keine Gewalt gegen dich selbst.
Im Klartext: Sattvischer Lebensstil bedeutet kein Fleisch, kein Fisch, keine Drogen, keine Abhängigkeiten oder Verhaftungen, sei es geistiger oder körperlicher Art. Du lebst sattvisch, wenn du dir deiner Vergänglichkeit bewusst bist und das Leben als Geschenk betrachtest und es auch so behandelst.
Manch einer mag es mit den Regeln der sattwigen Lebensführung nicht so genau nehmen und je nach Anspruch gut damit zurechtkommen. Aber es geht darum, für dich zu klären, was du wirklich willst:
Was ist deine Berufung: Fitnesscoach oder Lehrer für ein spirituelles Leben?
„Ein reiner Geist ist der Schlüssel zu wahrem Wissen. Der Lehrer muss in sich Klarheit tragen, um dies authentisch weiterzugeben.“
Swami Sivananda
Diese Frage ist essenziell, denn sie wird beeinflussen, wie du Yoga unterrichtest und was du deinen Schülern weitergibst.

Die Verbindung zwischen Lehrer und Schüler
In der Hatha-Yoga-Tradition gibt es die Vorstellung einer tiefen Verbindung zwischen Lehrer und Schüler. Dies ist jedoch keine Guru-Schüler-Beziehung, wie man sie in der indischen Tradition kennt. Ein Yogalehrer nimmt keine autoritäre Rolle ein, sondern ist ein Begleiter, der seine Schüler ermutigt, ihr eigenes Potenzial zu entfalten.
Ein guter Lehrer ist in der Lage, sich auf mentaler Ebene mit seinen Schülern zu verbinden und ihnen Raum für Wachstum zu geben. Ein aufnahmefähiger Schüler öffnet sich diesem Prozess, und so entsteht eine Synergie, bei der der Lehrer das Potenzial des Schülers durch seine Präsenz fördert.
„Eine Yogalehrerin ist wie eine Lampe, die den Raum für die Entfaltung der Schüler erhellt.“
Swami Sivananda Radha
Wichtig ist, dass diese Verbindung auf Vertrauen und Offenheit basiert, ohne dass der Lehrer seine Schüler in eine Abhängigkeit führt. Der Lehrer gibt Hilfestellung, aber die wahre Transformation kommt aus dem Inneren des Schülers.
Der Einfluss der Absichten
Die Absichten des Lehrers spielen eine zentrale Rolle. Wenn sie rein und von Liebe geprägt sind, wird der Unterricht authentisch und kraftvoll sein. Ist der Lehrer hingegen von Tamas (Trägheit) oder Rajas (Unruhe) geleitet, werden seine Lehren diese Eigenschaften widerspiegeln und es den Schülern erschweren, das wahre Potenzial des Yoga zu erfahren.
Ein einfaches Beispiel: Stell dir vor, dein Chef kommt ins Büro und verbreitet eine Atmosphäre von Unruhe und Stress, obwohl er dir eigentlich nichts Wesentliches sagen muss. Diese Energie überträgt sich auf dich, selbst wenn du weißt, dass du alles im Griff hast. Auch Gedankenmuster, wie der Fokus auf Gewinnmaximierung kann sich übertragen. Plötzlich ertappst du dich bei einem Gedanken, der gar nicht zu dir passt. Der Grund? Seine Absichten sind von eigennützigen Motiven wie finanziellem Gewinn geprägt, und das spiegelt sich in seiner Ausstrahlung, seinem Habitus, seinem Ausdruck wider.
Unruhige, getriebene Lehrer werden diese Energie auf ihre Schüler übertragen, die dann selbst unruhig und getrieben werden. Ein Lehrer sollte daher bewusst darauf achten, mit welcher inneren Haltung er in den Unterricht geht.
„Reinheit im Geist und Klarheit im Herzen sind essenziell, um Wissen authentisch zu vermitteln.“
Swami Sivananda
Den richtigen Weg finden
Am Ende steht die Frage: Möchtest du dich einfach nur auspowern und erschöpft ins Bett fallen, während du dich durch äußere Reize wie Essen, Trinken, Fernsehen oder Partys ablenkst? Oder möchtest du erfüllt durchs Leben gehen, deine Rolle als Lehrer und ewiger Schüler des Lebens annehmen und das Leben in seiner Fülle genießen?
Für einen erfüllten Yogaunterricht ist es wichtig, das richtige Wissen auf die richtige Weise zu vermitteln. Wenn du selbst im Einklang mit den Prinzipien des Yoga lebst, wirst du in der Lage sein, deinen Schülern das Beste zu geben und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen.

Sattvischer Lebensstil und der spirituelle Yogalehrer
Diese Entscheidung bedeutet, Yogalehrer zu sein, geht über die reine Vermittlung körperlicher Fitness hinaus. Dann ist der Körper lediglich das Gefäß, das gepflegt und gestärkt wird, um in einen Zustand von Sattva zu gelangen – der Reinheit, Ausgeglichenheit und Klarheit. In diesem Zustand ist der Geist bereit für höhere Erkenntnis, und der Schüler wird durch den Lehrer auf dieser Reise vorbereitet/begleitet.
Es geht dann also nicht darum, die körperliche Verfassung als Selbstzweck zu sehen, sondern als Vorbereitung für die innere Praxis (Sadhana). Nur in einem klaren, gesunden Körper kann ein ruhiger, aufmerksamer Geist entstehen, der in der Lage ist, tiefere spirituelle Erfahrungen zu machen. Wenn du als Lehrer diesen Weg gehst und Sattva in deinem Leben anstrebst, wirst du deinen Schülern den Raum bereiten, dasselbe zu tun.
Du möchtest Yogalehrer werden? Unsere Ausbildungsmodelle findest du hier
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Lieber Malte, ein Lehrer, der sich nach Gott ausrichtet, hat die spirituelle Basis geschaffen und ist in seiner Motivation nicht materiell ausgerichtet. Weder leistungsbezogen noch wirtschaftlich denkend, was zu oft – auch bei der Lehrerausbildung – im Vordergrund steht.
Was der Schüler aufnimmt, hängt nicht von dessen Willen ab, jeder hat sein eigenes Bewusstsein. Ein Lehrer, der willentlich den Schüler beeinflussen will – wie ist das gemeint?
Im Yoga gibt es keine Klassifizierung in gut oder schlecht, jeder hat sein vorherbestimmtes Leben, mehr oder weniger spirituell.
Spirituell bedeutet, sein Leben nach dem Willen Gottes auszurichten.
Om Shanti