Ein Einblick in die Ausbildung Psychologische Yogatherapie

Im dritten Baustein der Psychologischen Yogatherapie Ausbildung bei Yoga Vidya in Bad Meinberg geht es darum, Menschen in Einzelberatungen durch ihre Prozesse zu führen. Wie es ist zum ersten Mal selbst zur Therapeutin zu werden, berichtet Sundari Lena Kuhlmann in diesem Erfahrungsbericht.

Eine übliche Konversation im Alltag: Wie geht es dir? Gut. Was passiert gerade? Das und das. Warum? Weil. Ein reiner Austausch von Gedanken. Oder auch: Ein rein kognitiver Prozess. Was heißt denn eigentlich gut gehen? Und kannst du die Geschehnisse in deinem Leben wirklich so rational erklären?

Fühlen steht im Vordergrund

Bei genau solchen Fragen setzt die psychologische Yogatherapie an. Bei ihr steht das Fühlen im Vordergrund. Das Fühlen und Wahrnehmen über den gesamten Körper. Im Alltag wird der Mensch oft auf sein Rationales reduziert. Auf seine Denkzelle.

Doch der Mensch besteht aus all seinen Zellen. Alle Zellen erleben, leiden, freuen sich. Und wenn etwas nicht aufgearbeitet wurde, erinnern sich auch alle Zellen daran. Und wenn etwas wirklich aufgearbeitet werden möchte, dann müssen alle Zellen mitgenommen werden. Das rein rationale Verstehen reicht dafür nicht aus.

Einen Mensch durch einen solchen Prozess zu führen, das möchten die TeilnehmerInnen der Ausbildung Psychologische Yogatherapie lernen. Der dritte Baustein Einzelberatung in der Psychologischen Yogatherapie hat genau diesen Prozess im Fokus.

Triadenarbeit als Herzstück des Bausteins

In diesem Baustein geht es vor allem darum, in die TherapeutInnen Rolle hineinzuwachsen. Herzstück dieses Bausteins ist die Triadenarbeit. In dieser sind drei TeilnehmerInnen zusammen und nehmen täglich wechselnde Rollen ein:

  • KlientIn: Diese/r kommt in den Genuss, selbst an einem eigenen Thema arbeiten zu können. Diese Rolle ist auch eine wichtige auf dem Weg zum/r TherapeutIn. Denn nur wer selbst an sich gearbeitet hat, kennt seine eigenen Themen und kann sie vom therapeutischen Prozess mit dem/r eigenen KlientIn differenzieren.
  • TherapeutIn: Zum ersten Mal innerhalb der Ausbildung werden die TeilnehmerInnen selbst zum/r TherapeutIn. Sie führen in einer Kurzsitzung ihre/n KlientIn durch einen
    therapeutischen Prozess. Besonders wichtig ist dabei Vertrauen aufzubauen, sodass der/die KlientIn sich auf den therapeutischen Prozess einlassen kann. Doch genauso geht es darum, die richtigen Fragen zur richtigen Zeit zu stellen, im richtigen Moment zu schweigen, zu spiegeln, zu verstärken oder den/die KlientIn einfach nur mit der eigenen Präsenz zu halten.
  • BeobachterIn: Diese Person beobachtet die therapeutische Sitzung. Ohne Worte und ohne Wertung. Und genau darum geht es auch in dieser Rolle: Wahrnehmen ohne bewerten und interpretieren. Denn eine wichtige Fähigkeit als TherapeutIn ist, seinen/ihren KlientIn genau zu beobachten und beobachtetes Verhalten zurückzumelden. Ganz ohne es selbst zu interpretieren. So hat der/die KlientIn die Möglichkeit, selbst tiefer in sich das zu erkunden, was hinter diesem Verhalten liegt.

Am ersten Nachmittag der Triadenarbeit ist der/die BeobachterIn die begehrteste Rolle. Manche möchten noch nicht an ihr eigenes Thema, andere trauen sich noch nicht in die TherapeutInnen Rolle. Doch jeder wird jeden Tag jede Rolle ausüben. Und in den nächsten drei Tagen werden die Rollen nicht nur geübt, sondern gelebt worden sein.

Die Rolle wird immer weniger eine Rolle und immer mehr ein integriertes Dasein geworden sein. Der/die jeweilige TherapeutIn wird innerlich gearbeitet haben und Blockaden überwunden und Mut gezeigt haben. Er/Sie wird festgestellt haben, dass die eigene Intuition das beste Werkzeug ist, das er/sie als TherapeutIn hat.

Und er/sie wird feststellen, dass die Techniken des Yogas sowie der Yogatherapie so einfach und doch so wirkungsvoll sind. Sodass die Kombination aus Intuition und Techniken sie bereits befähigen, eine/n KlientIn durch die innere Arbeit zu führen.

Der/die jeweilige BeobachterIn wird festgestellt haben, dass es eine echte Herausforderung ist, nur zu beobachten ohne zu bewerten. Doch wird gleichzeitig merken, dass es besonders kraftvoll ist, genau dies zu tun. Da es das Gegenüber in eine eigene, innere Reflexion bringt, ohne ihm/ihr etwas überzustülpen. Und der/die KlientIn wird einen weiteren Stolperstein bearbeitet haben auf dem Weg um freien inneren Selbst.

Und damit auch zum/r TherapeutIn. Denn was diese Rolle insbesondere zeigt: Ob TherapeutIn oder KlientIn – beide sind Menschen auf dem Weg. Beide lernen voneinander und von sich selbst.

Zutiefst menschliche Begegnungen

Am Ende haben alle TeilnehmerInnen in allen Rollen vor allem eins erfahren: Bei der Yogatherapie geht es um eine zutiefst menschliche Begegnung. Zwei Menschen mit all ihren Themen, Gefühlen, ihrer Vergangenheit und all ihren Zellen begegnen sich und muten sich einander zu.

Wenn sich beide mit ihrem ganzen Sein aufeinander einlassen, wird genau das zu einer der kostbarsten Situationen, die wir als Mensch erleben können. Denn dann darf alles sein. Alles genau so, wie es ist. So schrecklich oder schön es auch ist.

Und wenn etwas erst einmal sein darf, dann kann es auch heilen. Es kann integriert, losgelassen oder transformiert werden. Doch nur wenn sich zwei Menschen begegnen. Mit all ihren Zellen wahrlich begegnen.


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