Hinduistische Rituale: Über Blüten, Feuer und das, was uns bleibt

Shiva Puja an Shivaratri

Rituale gibt es vermutlich schon so lange, wie es Menschen gibt. In der heutigen Zeit verlieren sie leider immer an Bedeutung. Nur zu bestimmten Anlässen, wie Geburt, Taufe, Geburtstage, Beerdigungen, oder Jahreszeit-Festen, wie Ostern und Weihnachten und Silvester, fällt uns wieder ein, dass man diese Tage doch irgendwie besonders gestalten könnte. Bei Yoga Vidya feiern wir viele hinduistische Rituale – dazu ein kleiner Rundgang.

Manche Menschen freuen sich auch schon das ganze Jahr über auf diese besonderen Tage. Rituale helfen uns, uns als Teil des Großen Ganzen zu verstehen, was wir ja auch sind. Eingebunden in dieses Weltgeschehen tragen uns Rituale, geben Sinn und Struktur.

Puja Rituale – Persönlicher Zugang zum Göttlichen

In der hinduistischen Tradition (Sanatana Dharma genannt) gibt es unzählig viele Möglichkeiten, um Rituale auszuführen. So gibt es hier im Ashram täglich irgendwo mindestens ein Puja Ritual.

Ein Puja ist ein Ritual, das dir behilflich ist, einen Zugang zu Gott zu bekommen. Bestimmte Figuren, sogenannte Murtis, stehen stellvertretend für das Göttliche. Sie werden gereinigt und geschmückt, dabei werden Heilige Mantras rezitiert und es gibt Muschelhorn, Glockengeläut, Räucherwerk, Licht und Prasad (Süßspeise).

Die Wochentage und ihre Gottheiten

Wusstest du, dass in Sanatana Dharma jedem Wochentag eine bestimmte Persona des Göttlichen ganz besonders verehrt wird? Dementsprechend stehen die Wochentage für:

  • Montag – Shiva
  • Dienstag – Subramanya
  • Mittwoch – Krishna
  • Donnerstag – Guru
  • Freitag – Devi
  • Samstag – Hanuman
  • Sonntag – Rama

Wenn du eine bestimmte Gottheit verehren möchtest, ist es gut, im Rahmen des Rituals die 108 Namen des Göttlichen zu rezitieren oder alternativ singst du Mantras, die zu deiner Gottheit gehören.

Vegane Pujas

Eine Puja dient also dazu, sich mit dem Göttlichen zu verbinden. Natürlich kann man ein Puja Ritual auch ganz vegan durchführen, wir benutzen für die Reinigung der Murtis gerne Reismilch und Wasser und auch das Prasad wird rein vegan zubereitet.

Homa – Ein hinduistisches Feuer-Ritual

Dann unsere Feuer-Rituale: Feuer hat eine große Wirkung auf die menschliche Psyche. Wenn ein heiliges Feuer entzündet wird und gleichzeitig durch Rezitation die Kraft verschiedenster Mantras entfaltet werden, kann man sich gut vorstellen, wie Altes verbrannt wird und Platz für Neues in unserem Leben entsteht.

Feuer-Rituale gibt es auch für die Sonne: zu jedem Sonnenaufgang und zu jedem Sonnenuntergang kannst du die Sonne mit einem kleinen Feuer und einem bestimmten Mantra grüßen. So verbindest du dich wieder mit der Natur und den von der Natur vorgegebenen Zeiten für einen biologischen Schlaf- und Wachrhythmus.

Auch die Feuer-Rituale werden wieder begleitet mit Glockengeläut, manchmal Muschelhorn, Licht und Prasad. Das Muschelhorn und das Glockengeläut sind Helfer für unseren Geist, der ja gerne unablässig hin und herhüpft. Über die Lautstärke des Muschelhorns wird versucht, jegliches Denken für einen Moment auszuschalten, sodass Raum allein für Gott bleibt.

Geburtstag, Krankheit oder Hochzeit: Hinduistische Rituale für jeden Anlass

Ein Feuer-Ritual und auch ein Puja kann man zu den verschiedensten persönlichen Anlässen durchführen:

  • Geburtstag
  • Hochzeit
  • Taufe
  • Beerdigung
  • Gedenktage
  • Krankheiten, Operationen
  • Oder einfach nur so
  • Sonnenauf- und Sonnenuntergang

In der hinduistischen Tradition werden all die vielen Gottheiten (die alle nur stellvertretend für das eine große Brahman stehen) gerne mit Ritualen verehrt.

Kann man hinduistische Rituale auch selbst durchführen?

Ja, das geht und wenn du das lernen möchtest gibt es auch eine Rituale-Ausbildung. Natürlich lernt ein hinduistischer Priester vieles mehr als hier in einer Rituale-Ausbildung gelehrt werden kann. Und doch bist du anschließend fähig, kleine Rituale für dich, deine Familie oder andere Angehörige durchzuführen.

Für alle, die hinduistische Rituale übrigens eher im Rahmen eines entspannten Retreats ausprobieren möchten, dem kann ich nur wärmstens unser Rituale Retreat empfehlen: dort lernst du Homa, Puja und andere kleinere Rituale anzuleiten und zu lieben.

Die amerikanische Ritualforscherin Barbara Fiese hat die Botschaft der Rituale in drei wunderbaren Sätzen zusammengefasst: „This is who we are. This is right. This is what we look forward to and who we will continue to be across generations.“ Sinngemäß bedeuten sie: “Das sind wir. Das fühlt sich richtig an. Das ist es, auf das wir schauen und was wir über Generationen hinweg fortführen werden.”

Alles befindet sich in einem ständigen Wandel, der Mensch, die Umwelt, die Natur. Dennoch gibt etwas, das bleibt, auch wenn das Leben ansonsten immer wieder „Parinama“ also Veränderung bedeutet.

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