Verantwortung im Miteinander – Sei ein Licht in der Welt

Yoga bedeutet für sich Verantwortung zu übernehmen

Freiheit vs. Verantwortung? Jeder kennt es und Kinder lernen es bereits in der Grundschule: Verantwortung für das eigene Handeln zu tragen. Dies kann manchmal ein schmerzhafter Prozess sein, denn nicht selten kommen wir in Konflikte und wir fühlen uns in unserem freien Handeln eingeschränkt.

Ein Beitrag von Gopi Jana Kretschmer

Gerade wenn wir uns auf dem spirituellen Weg befinden und uns durch Yoga, Meditation und anderen Techniken unserer Umwelt und uns selber immer bewusster werden, kann es sein, dass die Zwickmühlen im alltäglichen Leben immer stärker auffallen.

Wir streben nach Selbst- und Gottesverwirklichung und nicht selten ist der Motor dahinter frei von Leid zu sein. Ob physischer- oder psychischer Natur, wir wollen als Wesen glücklich sein und Leid vermeiden. Wenn wir uns das Leben großer verwirklichter MeisterInnen anschauen, dann können wir jedoch immer feststellen, dass auch sie, von außen betrachtet, immer mit Leid zu tun hatten.

Selbstermächtigung bedeutet Verantwortung zu übernehmen

Auf Swami Sivananda wurde einmal mitten im Satsang fast ein Attentat verübt. Ein Mann wollte ihn mit einer Axt töten. Als der Täter mit der Axt auf den Meister losging, wurde er von einem Schüler aufgehalten. Zu wissen, dass es einen Menschen gibt, der einen töten will und nach dem Leben trachtet, kann große Unsicherheit und Leid erzeugen.

Sivananda jedoch besuchte den Mann im Gefängnis und bot ihm dort an, seine Tat zu Ende zu bringen. Er trat dem Täter mit großem Mitgefühl und Liebe gegenüber. Der Angreifer erkannte in diesem Moment seine Tat und konnte vom Herzen her bereuen und wurde damit ein Stück weit von seiner Verblendung geheilt.

Swami Sivananda hat sich nicht mit der Situation identifiziert, ein Opfer eines Mordanschlages zu sein, sondern er hat so gehandelt, dass es am Ende sogar heilbringend für den Angreifer sein konnte (Geschichte aus dem Satsang, Yoga Vidya BM).

Für die Umwelt Verantwortung übernehmen
Wieviel Verantwortung trägst du für dein Umfeld?

Diese Selbstermächtigung, nicht in die Opferrolle zu fallen, sondern die hohen Ideale, welche wir im Yoga anstreben wie Frieden, Harmonie und Liebe zu entwickeln und mit unseren Mitmenschen zu teilen, lebt uns Swami Sivananda mit diesem Beispiel vor.

An jedem Tag, gerade in Zeiten der Corona Pandemie, haben wir die Chance, unsere hohen Idealen zu stärken bzw. ihnen näher zu kommen. Denn gerade in Krisensituationen zeigt sich, wie „weit“ wir im Yoga gefestigt sind. Liebevoll können wir dann wahrnehmen, dass wir vielleicht doch noch unsere Mitmenschen für das Verurteilen, was sie denken und machen. Manchmal können sogar Freundschaften und Familien in Streit auseinander gehen, aufgrund unterschiedlicher Meinungen

Verantwortung durch Freiheit

Wir können uns mehr Freiheiten erlauben, indem wir unsere Meinung vertreten und gleichzeitig darum wissen, dass unser Gegenüber eine komplett andere Realität und Meinung davon haben kann. Dies zu wissen, zu akzeptieren und gleichberechtigt neben der eigenen Meinung gelten zu lassen, ohne den Drang den anderen in Grund und Boden zu diskutieren oder umstimmen zu wollen, ist eine Art Freiheit und schafft inneren Frieden.

Wir übernehmen Verantwortung für unser Handeln und erlauben dies auch unserem Gegenüber. Das heißt auch, dass wir jeden als vollmündig respektieren und somit seine Selbstverantwortung und seine Entscheidungen voll akzeptieren. Dies muss deswegen nicht heißen, dass wir dessen Meinung sind, doch wir haben dann die innere Weite und Freiheit, diese andere Meinung voll und ganz neben der unseren existieren zu lassen.

Yoga bedeutet für sich Verantwortung zu übernehmen
Selbstverantwortung macht dich frei von äußeren Umständen

So finden wir zu unserer eigenen Haltung, welche uns verantwortungsvoll selbstermächtigt. Wir werden freier davon, andere Meinungen zu adaptieren, ohne diese vorher selbstständig durchdacht zu haben, aus Angst davor, verurteilt oder gar ausgeschlossen zu werden. Denn wenn wir unseren Mitmenschen ihre Ansichten und Meinungen lassen können, gewinnen wir selbst auch immer mehr an Kraft und Selbstvertrauen, uns unserer eigenen Meinungen und Ansichten gewahr zu werden und zu erlauben.

Yoga Karmasu Kaushalam – Yoga ist Geschick im Handeln

Sein Handeln in Einklang mit unseren Mitmenschen und der Umwelt zu bringen, erfordert auch immer wieder Geschick. So lehrt uns Shri Krishna in der Bhagavad Gita bereits, dass Yoga Geschick im Handeln ist „Yoga Karmasu Kaushalam (Bhagavad Gita für Menschen von heute, S. 79,2.50).

So geht es doch darum, gerade in diesen Zeiten der vielen Informationen, Meinungen und Unsicherheiten, sich der Verbindung und Einheit zu unseren Mitmenschen immer wieder bewusst zu werden und die trennenden Gedanken und Meinungen nicht als letztendliche Wahrheit bestehen zu lassen. Dies bedarf einer Entscheidung woraus ein Handeln entsteht, welches mit Geschick und Nächstenliebe Verbindungen statt Trennungen schafft.

Statt sich mit Negativschlagzeilen zu beschäftigen, können wir:

  • Mantren singen
  • tanzen
  • Yoga praktizieren,
  • in den Wald spazieren gehen
  • oder spirituelle Bücher lesen

Sich auf das Göttliche auszurichten und den Geist zu erheben hilft uns dabei, das Lichtvolle in der Welt wahrzunehmen und selbst ein Licht in der Welt zu werden.

Verantwortung liegt in unserer Hand
Die Gestaltung der Welt liegt in unserer Hand

Die Freiheit, Entscheidungen treffen zu können, bringt Verantwortung mit sich, die wir immer wieder neu für uns überprüfen dürfen. Ein Licht in der Welt zu sein, Frieden und Liebe zu teilen, empfinde ich als meine natürliche Verantwortung dem Leben gegenüber. Daraus resultiert für mich ein verantwortungsvolles Miteinander.


Nimmst du dein Leben in deine Hand? Wie lebst du deine Selbstverantwortung? Lass es uns gerne in den Kommentaren wissen! Om Shanti!

Dieser Beitrag ist ein Artikel aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 43, S.60.

Seminare

Wie wir auf das, was mit uns passiert, reagieren, liegt im Bereich der Selbstverantwortung. Wenn dein Leben von negativen Glaubenssätzen und Gedankenmustern bestimmt wird, wenn es deiner Konzentration an Kraft mangelt, dann solltest du Raja Yoga praktizieren, einen der sechs Yogawege, den Königsweg, den Weg der Geistesbeherrschung:

Erfahre in diesem Seminar, wie du ein Leben in Zuneigung, Verbundenheit, Herzlichkeit, Freundlichkeit, Selbstlosigkeit, aber auch Hingabe und Leidenschaft steigern kannst. Liebe ist nicht nur ein Gefühl. Diese Welt kam aus Liebe, sie besteht in Liebe. Liebe ist Leben. Yoga und Meditation helfen dir, in der Liebe zu dir, deinen Mitmenschen und dem Absoluten zu wachsen:

Die Autorin

Gopi Jana Kretschmer unterrichtet Yoga in sozialen Einrichtungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen und geistigen Behinderungen. Sie leitete ihr eigenes Yogastudio in Hamburg und fühlt sich zu der Tradition, die Yoga Vidya lebt und weitergibt, sehr verbunden. Sie ist u.a. Yoga-/ Mantrayogalehrerin (BYV), Meditationskursleiterin (BYVG) und angehende Gestalt-/ Musiktherapeutin (i.A.).

Sie ist Mutter von zwei Kindern – Freude und Enthusiasmus sind ihre wichtigsten Begleiter, sowohl während des Unterrichtens als auch im alltäglichen Leben. “Meine innere Kompassnadel richte ich stets auf mein tägliches Sadhana, auf Gott aus. Das schenkt mir Freude und Frieden im Herzen.”

2 Kommentare zu “Verantwortung im Miteinander – Sei ein Licht in der Welt

  1. Liebe Ulrike,
    leider habe ich erst jetzt deinen Beitrag gesehen! Ein ganzes Jahr später!

    Es freut mich sehr, dass dir mein Artikel gefallen hat!
    Vielen Dank für deine liebevollen Grüße!

    Alles Liebe, Licht und Segen für dich,
    Gopi Jana

  2. Ulrike Schütz

    Liebe Gopi,ich danke dir für diesen inspirierenden Beitrag.
    Du bist ein Geschenk für die Welt.
    Mögest du dein Licht weiter strahlen lassen.
    Om shanti

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