Ayurvedischer Lebensstil im Alltag Teil 1: Warum Ayurveda für Menschen von heute so wichtig ist.

Ayurveda ist ein Jahrtausende altes Medizinsystem aus Indien und bedeutet übersetzt: das Wissen vom Leben. Dabei geht es nicht nur darum, Krankheiten zu heilen, sondern viel mehr darum, diese gar nicht erst entstehen zu lassen.

Ayurveda geht davon aus, dass es durch einen ganzheitlich gesunden Lebensstil möglich ist, sehr alt zu werden, dabei körperlich und psychisch gesund zu sein, glücklich zu sein und auch noch gut auszusehen. Denn neben den Anleitungen für körperliche und seelische Gesundheit gibt Ayurveda auch viele Schönheitstipps.

Damit ist Ayurveda ein hoch aktuelles Thema, denn unsere immer kränker und älter werdende Gesellschaft verursacht immer höhere Kosten für die Krankenkassen, welche bald nicht mehr haltbar sein werden.

Aus diesem Grund ist das Thema Prävention in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus der Gesundheitseinrichtungen gerückt und wird immer stärker von den Krankenkassen gefördert. Leider ist der Gedanke der Eigenverantwortung in vielen Köpfen immer noch nicht angekommen, obwohl er sogar im Sozialgesetzbuch verankert ist:

§ 1 SGB V Solidarität und Eigenverantwortung

(…) Die Versicherten sind für ihre Gesundheit mitverantwortlich; sie sollen durch eine gesundheitsbewusste Lebensführung, durch frühzeitige q an gesundheitlichen Vorsorgemaßnahmen sowie durch aktive Mitwirkung an Krankenbehandlung und Rehabilitation dazu beitragen, den Eintritt von Krankheit und Behinderung zu vermeiden oder ihre Folgen zu überwinden. (…)

Längst ist bekannt, dass die modernen Zivilisationskrankheiten einem ungesunden Lebensstil geschuldet sind und durch gesundes Verhalten im Alltag vermieden werden können. Die häufigsten Krankheiten in Deutschland sind Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen, psychische Krankheiten wie Burn-out oder Depressionen und Erkrankungen der Atemwege (DAK Gesundheitsreport 2017).

Die mit Abstand häufigsten Todesursachen in unserem Land sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie z.B. Herzinfarkt, die oft einher gehen mit Übergewicht, hohem Blutdruck, Arteriosklerose, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen. Alle diese Krankheiten entstehen durch falsche Ernährung, Bewegungsmangel, negatives Denken und Stress. Mit anderen Worten: durch einen ungesunden Lebensstil.

Die Gesundheitskunde im Ayurveda wird Swathavritta genannt. Sie geht, wie auch die moderne Medizin, davon aus, dass Gesundheit nicht nur rein körperlich ist, sondern auch etwas mit der Psyche und dem sozialen Umfeld zu tun hat.

Die offizielle Definition von Gesundheit laut WHO lautet: „Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“

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Im Ayurveda wird Gesundheit (Swastha) ähnlich, jedoch etwas ausführlicher definiert:

  1. Die drei Dosha VataPitta und Kapha befinden sich in dem für die jeweilige Person ausgewogenen Zustand,
  2. Verdauung und alle Stoffwechselvorgänge (Agni) laufen optimal ab.
  3. Die Körpergewebe (Dhatu) sind in einem guten Zustand.
  4. Abfallprodukte (Mala) werden zur richtigen Zeit in der richtigen Menge und Qualität ausgeschieden.
  5. Die Sinne funktionieren optimal.
  6. Der Mensch ist glücklich.
  7. Die Person steht mit ihrer Seele in Kontakt.

Die ersten fünf Punkte beziehen sich auf die körperliche Gesundheit, der sechste auf die Psyche und das soziale Umfeld. Der siebte Punkt bringt die Spiritualität ins Spiel, die von der WHO leider nicht so deutlich genannt wird, für ein uneingeschränktes geistiges und soziales Wohlergehen aber unverzichtbar ist.

Ein wichtiges Modell der modernen Gesundheitskunde ist das Salutogenes-Modell nach Antonovsky, welches besagt, dass Gesundheit kein starrer Zustand ist, sondern ständigen Schwankungen unterworfen ist.

Diese Schwankungen entstehen durch Veränderungen des Umfeldes und der Umwelt und das Verhalten des Individuums. Da wir auf die Umwelt meist wenig Einfluss haben, ist es von größter Bedeutung, die eigenen Gesundheitsressourcen zu stärken und dadurch widerstandsfähiger zu sein.

Ganz ähnlich wird es auch im Ayurveda betrachtet. Die Dosha unterliegen ständigen Schwankungen durch Tages- und Jahreszeit, Wetter, Lebensalter und anderen äußeren Einflüssen. Damit ändert sich auch der Zustand unserer Körpergewebe (Dhatu).

Durch bewusstes Verhalten, das die Dosha ausgleicht und die Körpergewebe stärkt, können wir Leitplanken setzten, entlang denen sich unser Gesundheitszustand bewegt, ohne zu sehr aus dem Gleichgewicht zu geraten.

Um diese Leitplanken zu setzen, gibt die ayurvedische Gesundheitskunde Tipps für alle Bereiche des Lebens:

  1. Richtiger Tagesablauf (Dinacarya), (Morgenroutine, Beruf, körperliche Aktivität, Nachtruhe)
  2. Verhaltensregeln für die verschiedenen Jahreszeiten (Rutacarya), (unter anderem Ernährungsrichtlinien)
  3. Nachkommen körperlicher Bedürfnisse (Navegandharaniya)
  4. Ethisches Verhalten (Sadvritta), (u.a. Sexualität)
  5. Streben nach Selbstverwirklichung (Moksha)

In den folgenden Blogartikeln wollen wir diese Bereiche genauer betrachten und Möglichkeiten zeigen, wie du den ayurvedischen Lebensstil ganz einfach in deinen Alltag integrieren und dadurch deine Lebensqualität steigern kannst.

Das Thema Ernährung wird dabei nur an der Oberfläche angeschnitten, da dies ein sehr umfangreiches Thema ist, welches kaum in einem Blogartikel behandelt werden kann. Auf den Webseiten von Yoga Vidya kannst Du Dich mehr über dieses Thema informieren:

https://www.yoga-vidya.de/ayurveda/ayurveda-ernaehrung/

Im nächsten Artikel erfährst du unter anderem, wie die ayurvedische Morgenroutine funktioniert und welche Rolle Öle und andere Pflegesubstanzen dabei spielen.

Om Shanti!

Ein Artikel von Gauri Reich 


Artikelserie Ayurvedischer Lebensstil im Alltag

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Gauri Reich ist Yogalehrerin (BYV), Ayurveda Gesundheitsberaterin (BYVG), Yoga Personal Trainerin, Inner Flow Vinyasa Teacher und Diplom Betriebswirtin. Gauri praktiziert Yoga seit 2011.

Nach ihrer Yogalehrer Ausbildung lebte sie fast 2 Jahre im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Ihr Yogaunterricht basiert auf dem Yoga nach Swami Sivananda, der mal durch fließende Elemente aus dem Vinyasa, mal durch exakte Ausrichtungsprinzipien aus dem Iyengar Yoga und mal durch ganz viel Bhakti und Mantras ergänzt wird.

» Hier findest du weitere Artikel von Gauri im Yoga Vidya Blog

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Quellen:

2 Kommentare zu “Ayurvedischer Lebensstil im Alltag Teil 1: Warum Ayurveda für Menschen von heute so wichtig ist.

  1. Angelika Gallach

    Hallo,

    vielen Dank für die guten Ratschläge und die guten Artikel. Ich lese sie sehr gern.
    Perfekt wäre es, wenn ihr jetzt auch noch aktuelle Daten für Seminare auf den Seiten hättet und keine ” aus längst vergangenen Zeiten”. ;-))

    Liebe Grüße

    Angelika

    • Om liebe Angelika, vielen Dank für dein Feedback. Es freut uns, dass dir unsere Artikel gefallen. Dieser Artikel ist aus dem Jahr 2017, deshalb sind die Infos dort auch auf diesem Stand. Du kannst in unserer Seminarübersicht aber ganz einfach nach aktuellen Seminaren und Ausbildungen (auch nach Schlagworten) suchen: https://www.yoga-vidya.de/seminare/ Om Shanti, Manisha

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