Großartige Fernsicht und Labyrinth

Wandern ist eines von vielen Angeboten der Yoga Vidya-Ferienwochen. Unter den Ausflugszielen sind Orte, die sich keiner entgehen lassen sollte. Denn hier kann man besonders stark Kraft tanken. Dazu zählen die Externsteine, definitiv aber auch das mystische Silberbachtal. Und das ist heute unser Ziel. Festes Schuhwerk ist bei dem gut Drei-Stunden-Gang im spätherbstlichen Wald ein Muss.

Zunächst führt unser Weg durch ein wildromantisches Tal. Der Silberbach plätschert, umspielt von Geröll, entlang des Pfades. Wir gehen zunächst schweigend – in Vorbereitung auf ein Loslass-Ritual: „Lasst einen Stein Euch finden, drückt ihn ans Herz, vertraut ihm das Lebensbeschwerliche an und bittet um Transformation, während ihr ihn im Fluss versenkt“, ermuntert uns Satyadevi an einem Mäander. In den folgenden Minuten hört man, wie das muntere Bachplätschern vom Ploppen der zu Wasser gelassenen Lasten unterbrochen wird.

Allmählich schrauben wir uns den hügeligen Mischwald hinauf. Abseits vom Hauptwanderweg ersteigen wir den Höhepunkt des Ausflugs: das magische Labyrinth. Die abwegige Lichtung gilt als einst von Frauen genutzter Ort der Heilung. Sein Zentrum bildet eine kultische Steinformation, die kraftvolle Felsklippen und Schiefersteine schützen. Ihre Begehung mit 20 Personen erfordert diszipliniertes Schweigen und eine gute Balance, wenn sich zwei Personen im Einwegesystem begegnen. Wer im Mittelpunkt des Labyrinth ankommt, kehrt einige Minuten bei sich ein – und öffnet sich den Kräften, die hier wirken. Welche Eingebungen wen ereilen, ist eine zu persönliche Angelegenheit, um darüber zu schreiben. Doch einigen Gesichtern ist anzusehen, wie sie die Erfahrung beseelt.

Anschließend geht es weiter den Berg hinauf. Vorbei an verwunschenen Bäumen samt des „Hüter des Berges“ erklimmen wir einen postkartenreifen Weitblick, den die Abendsonne in ein wundersames Licht taucht. Auf Sandsteinquadern mit eingeritzten Kilometerangaben wichtiger Städte stehend, genießen wir die sensationelle Aussicht. Ein handlicher Obelisk markiert den Gipfelpunkt und ist ein dezenter Hinweis, dass  es sich auch hier um einen vergessenen Kultort handeln könnte.

Wieder den Berg hinab, sind wir aufgrund von Matsch und glitschigem Laub deutlich mehr auf den Weg als auf die urige Landschaft konzentriert. Persönlich bedauere ich das sehr, nehm’ es aber  als Sinnbild fürs Leben: Es gibt einfach Momente, wo man  stärker mit seiner Sicherheit als mit der Fülle des Lebens beschäftigt ist…

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