Erfahrungsbericht Yogalehrer-Intensiv-Ausbildung bei Yoga Vidya Nordsee

Sevaka Nandi hat im Oktober 2019 die ersten zwei Wochen der 4-wöchigen Yogalehrer-Intensiv-Ausbildung im Yoga Vidya Ashram an der Nordsee absolviert. Hier teilt sie ihre Erfahrungen mit euch.

Ein wundervolles Abenteuer beginnt

Anfang des Jahres bin ich in ein weiteres wundervolles Abenteuer gestartet: die Yogalehrer 4 Wochen Intensivausbildung. Diese Ausbildung kann man bei Yoga Vidya ebenfalls in einem zwei- oder dreijährigen Modell absolvieren (mit mehr Stunden natürlich) – ich habe mich aber bewusst für die vierwöchige Variante entschieden.

«Und JA, der Zusatz Intensiv- ist keine leere Worthülse!»

Ich hatte bei der Planung des Ausbildungsortes die Wahl zwischen den vier Yoga Vidya Häusern in Deutschland (Bad Meinberg, Allgäu, Nordsee und Westerwald) und habe mich entschieden, die ersten zwei Wochen der Ausbildung im Ashram an der Nordsee zu machen.

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Vor der Yogalehrer Ausbildung

Wenn ich wirklichkeitsnah von der Zeit der Ausbildung erzählen möchte, komme ich nicht umhin, auch die Zeit VOR der Ausbildung mit einzubeziehen. Diese war nämlich nicht einfach für mich. Bereits einen Monat vorher ist mein ganzes System in Widerstand gegen diese neue Erfahrung gegangen.

Insbesondere in der letzten Woche hat alles an und in mir ziemlich hartnäckig daran gearbeitet, dass ich meine Pläne abblase und mit meinem gepuderten Hintern zu Hause bleibe. Mein Körper hat mir verstärkt Angstsymptome gezeigt, ich habe mich eng und minderwertig gefühlt, nicht gut schlafen können, mein Geist hat mein ganzes Sein infrage gestellt und auf den letzten Metern bin ich auch noch richtig krank geworden – Schwere im ganzen Körper, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, keine Kraft.

Raus aus der Komfortzone

Die dahinterliegenden Zweifel drehten sich um den toughen Tagesrhythmus während der Ausbildung, Vortragsangst, Versagensängste im Allgemeinen, dem Drang nach Bequemlichkeit und Komfortzone – und vieles mehr, das sich vor allem in meinem Unterbewusstsein abgespielt hat. Ich fühlte mich schlichtweg furchtbar.

Und in dieser ganzen Zeit war die zentrale Frage: „Darf sich das so anfühlen, wenn es gut für mich ist?“ … Jetzt, im Nachhinein, kenne ich die Antwort. Zumindest im Bezug auf diese Erfahrung. Aber die Frage wird sich mir vermutlich immer wieder stellen und jedes Mal wieder kann ich sie nur erschöpfend beantworten, wenn ich ausprobiere, was mich ängstigt.

Auf der Zugfahrt an die Nordsee habe ich viel geweint. Die Abneigung gegen das Bevorstehende war so enorm, dass ich mich gern in Luft aufgelöst hätte. Im Nordsee Ashram angekommen habe ich den Widerstand kurz beiseite geschoben, eingecheckt, mein Zimmer bezogen – und dann dort weitergeweint.

Alles wird gut

Völlig verzweifelt. Und gleichzeitig wissend, dass es gut werden wird. Tief in mir drin wusste ich, dass hinter der Mauer aus Widerstand, hinter all den Tränen und dem Schmerz, vor allem Wachstum und innere Freiheit auf mich warten.

Das war mir zum Glück – dank ähnlicher Erfahrungen, die ich in der Vergangenheit gemacht habe – den Großteil der Zeit bewusst.

Unsere Ausbildungsgruppe hatte mit etwa 50 Personen eine gute Größe – wir passten perfekt in den für uns vorgesehenen Raum und von Anfang an war die Atmosphäre sehr friedlich und wohlwollend. Unsere Ausbildungsleiter – drei an der Zahl, wobei eine davon hauptsächlich assistierend tätig war – machten von Anfang bis Ende einen hervorragenden „Job“.

«Ich könnte mir ehrlich gesagt keine besseren Lehrer für diese Form der Ausbildung vorstellen.»

Alle drei hatten sehr unterschiedliche Herangehensweisen, völlig unterschiedliche Temperamente, andere Arten mit uns umzugehen – und alle drei habe ich mit der Zeit lieben gelernt.

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Dankbarkeit

Vor allem in menschlicher Hinsicht waren die zwei Wochen ein riesig großes Geschenk. Die geistige Haltung in unserer Gruppe war übereinstimmend offen, respektvoll und mitfühlend. Jeder durfte sich so zeigen, wie er ist – und es hat sich im Verlauf der Zeit gezeigt, dass dies für viele alles andere als selbstverständlich ist.

«Manch einer hat offenbar noch nie so viel Raum für sich und sein Wesen einnehmen dürfen und war daher tief berührt von dieser Gruppenerfahrung.»

Ablauf der Ausbildung

Jeder Ausbildungstag begann um 6 Uhr mit Pranayama (Atemübungen), Meditation, Kirtan Singen (Mantra Singen), einer Arati (Lichtzeremonie) und einem längeren Vortrag zu einem ausgewählten Thema der Ausbildung. Um 08:45 Uhr war dann Hatha Yoga angesagt (mit Fokus auf unsere eigene Praxis) und direkt im Anschluss um 11 Uhr Essenszeit.

Um 13 Uhr ging’s dann weiter mit 45 Minuten Karma Yoga und um 14 Uhr stand der nächste Ausbildungsblock (Vortrag/Workshop) auf dem Plan. Um 16 Uhr wieder Hatha Yoga (mit Fokus auf’s Anleiten der Asanas sowie Hilfestellungen), um 18 Uhr Essen und der letzte Block dauerte dann nochmal von 20 bis 22 Uhr – danach konnten wir ins Bett, halleluja!

Einfach machen

Der Tagesablauf war straff. Wenig Zeit zum Schlafen, kaum Zeit für Körperpflege geschweige denn, um einen Ausflug ans Meer zu machen.

Und all das hat seinen Sinn – es geht hierbei nicht darum, die Auszubildenden zu ärgern, sondern im Gegenteil soll der Tagesablauf unterstützend wirken.

Unterstützend insofern, dass es für die meisten viel leichter ist, die nötige Disziplin für all die Praxis aufzubringen, wenn wenig Zeit da ist, über alles nachzudenken. Sobald man eine längere Pause hat, beginnt der Geist zu zweifeln und einen zurück in alte Gewohnheiten und Denkmuster zu lotsen. „Was soll das eigentlich alles?“, tönt es dann womöglich.

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Wenn man „Glück“ hat, kann man dieses Geplapper beobachten, dankend annehmen und weitermachen – wenn einem das eher schwer fällt, kann es passieren, dass man den Zweifeln nachgibt, sich darin verstrickt und die Ausbildung vorzeitig abbricht.

Das klingt alles sehr wertend – und so kann und will es nicht gemeint sein. Du bist kein besserer Mensch, wenn du die Ausbildung durchziehst. Und ganz bestimmt kein schlechterer, wenn du die Entscheidung triffst, frühzeitig abzureisen.

Wachsen und entfalten

Es ist nur so, dass die Ausbildung einen Rahmen und einen Nährboden bietet, in dem man leicht mit sich und seinen Themen in Kontakt kommen, sein Ego beobachten und/oder über sich selbst hinauswachsen kann, … Und so wie ich es selbst erlebt habe und andere darüber berichten höre, kann man unheimlich davon profitieren – sprich: wachsen und sich weiter entfalten. 🙂

Ich bin ganz ehrlich: Die ersten Tage habe ich mich in der Gruppe nicht besonders wohlgefühlt. Was aber nicht mit der Gruppe an sich zusammenhing – sondern offenbar mit meiner grundsätzlichen Sozialisierung in Bezug auf Gruppen.

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Es war sehr spannend, das zu beobachten, denn es war nicht etwa so, dass mir jemand aus der Gruppe