Rangoli – Bilder, die schützen und Gutes einladen

Dieses farbenfrohe Element der indischen Kultur ist mehr als nur eine einfache Dekoration. Ein Rangoli ist ein Muster, das der Kontemplation entspringt, das Göttliche einlädt, indem es Freude bringt und so als Schutz des Heims und als Ausdruck von Gastfreundschaft und Wohlwollen wirkt.

Was sind Rangoli?

Das Wort „Rangoli“ leitet sich vom Sanskrit-Wort „rangavalli“ ab, was „Reihen von Farben“ bedeutet. Natürlich sind Rangoli auch unter anderen Namen bekannt: in Tamil Nadu Kolam, Chowk Pujan in Bihar und Madhya Pradesh, Sathiya in Gujarat, usw.

Rangoli sind Muster und Formen, die hauptsächlich vor Haus und Hof-Eingängen, aber auch drinnen, zum Beispiel vor Altären platziert werden, wenn besondere Rituale (z.B. Vrata) geplant sind. Bunte Bilder, die nicht gemalt, sondern ohne Fixierung, direkt auf den Boden gestreut und gelegt werden. Je nach Region und Haushalt werden sie täglich erneuert oder nur zu Festtagen ausgelegt.

Die (Aus-)Wirkungen von Rangolis

Einer der Gründe, warum diese aufwendige Dekoration vor dem Haus angebracht wird, ist, dass sie negative Energie und Stimmung abwehren soll, bevor man das Haus betritt. Darüber hinaus gelten Rangoli als zeremonielle Dekorationen, die gute Geister und Gottheiten anziehen und der Familie Glück zu bringen.

Aber auch das Herstellen der Rangoli hilft durch Konzentration und Focus, den Geist zu beruhigen, was zu innerem Frieden und Zufriedenheit führt. Diese Praxis ist (noch) vor allem den Frauen vorbehalten, doch durch das Aufkommen von Wettbewerben an Schulen und in Bezirken, wird sich das vermutlich ändern. KünstlerInnen wie Shika Sharma und Gurudatt Vantekar machen Rangolis auch weltweit bekannt.

Die Tradition und Geschichte der Rangoli

Die Tradition der Rangoli reicht weit in die Geschichte Indiens zurück. Sie sind ein integraler Bestandteil der indischen Festtage und werden seit Jahrhunderten in fast allen Teilen des Landes praktiziert.
Zurückgehen sollen sie auf Lopamudra (* vermutet 1950 v. u. Z -1100 v. u. Z), einer kompetenten Frauengestalt, der auch Teile in der Rigveda zugeschrieben werden.

Wie Lopamudra Rangoli erfand

Lopamudra war mit Augustya Rishi verheiratet. Ihr Mann, ein einsiedelnder Rishi, musste einen Sohn zeugen, um die Seelen seiner Ahnen von einem Fluch zu befreien. Und obwohl er allerhand unternommen hatte, eine wunderschöne Frau zu bekommen, hatte er nun kein Interesse an seiner Ehefrau. In der nun Zweisiedelei musste seine Frau aus reichem Hause, wie er auch, Lumpen und das, was zur Verfügung stand, tragen.

Er führte sein Leben einfach so weiter, wie zuvor, ohne auf seine junge Frau zu achten. Nach und nach brachte ihm Lopamudra bei, dass es, um einen Sohn, eine Familie zu haben, mehr braucht als den Zeugungsakt. Abgesehen davon, dass sie dafür sorgte, dass Augustya Rishi ordentlich Geld nach Hause brachte, brachte sie mit Rangoli auch Freude und das Wohlwollen der Göttin ins Haus.

Dazu bat Lopamudra die Panchatatva (auch Panchabhuta, die fünf Elemente – Himmel, Wind, Wasser, Erde, Feuer) ihr Farben zu verleihen, um Wonne zu gestalten. So konnte sie alle Farben des Himmels, des Wassers, der Erde und des Feuers sammeln. Diese Farben fügte sie ihrem Rangoli aus gemahlenem Reis, Linsen, Blumen und Gewürzen hinzu, weshalb sie heute so schön aussehen und unser Herz erfreuen.

Nachdem sie ihn sieben Jahre unter ihrem Herzen getragen hatte, gebar Lopamudra den ersehnten Sohn. Sie nannten ihn Dridhasyu (auch Idhmavaha), der zu einem berühmten Poeten werden sollte. Der Fluch, der auf den Ahnen lag, war damit aufgelöst.

Auch Sita ist bekannt für das Verwenden von Rangoli: Als sie sich in Ram verliebt fand, mahlte sie Reis, streute ein Rangoli und betete. Und Gauri (auch Göttin Parvati oder Uma) gewährte ihr Ram als ihren Ehemann.

Wie macht man ein Rangoli?

Die Herstellung von Rangoli erfordert Geschicklichkeit, Kreativität und Geduld. Aber jedes Rangoli beginnt mit Saubermachen. Der Boden, an dem das Rangoli entstehen soll, wird mit Wasser gereinigt. Das Muster wird auf dem wieder trockenen Boden aufgetragen.

Das Muster

Im Internet, z.B. auf YouTube und TikTok finden sich viele Schritt-für-Schritt-Videos für Rangoli und Kolam Designs. Stöbere ein bisschen und kopiere, was dich anspricht oder entwerfe dein Eigenes. Du kannst es frei Hand, mit der Punkte-Methode auftragen oder mit Kreide vorzeichnen.

Materialien

Übliche Materialien sind Reismehl, Kreide, Sand oder Blütenblätter. Aber eigentlich kann alles, was der Küchenschrank hergibt, benutzt werden: Gewürze, Bohnen, Linsen, Reis, Nudeln, Nüsse, …. So stellt man auch gleich Futter bereit, für Vögel, Ameisen und dergleichen. Denn Rangoli soll auch für andere eine
Bedeutung haben, von Ehrengästen bis hin zu den kleinsten Lebewesen.

  • Blüten und Blätter
  • Rangoli-Pulver/Kreidepulver
  • Roher Reis
  • Rohe Bohnen/rohe Linsen
  • Rohe bunte Pasta (kleine Nudeln wie Kritharaki oder Risoni)
  • Reismehl
  • Salz oder Bittersalz

Für die einen ist es schön anzusehen, den anderen füllt es den Bauch.

Farben

Zum Einfärben des Reismehls wird wegen der Verträglichkeit Lebensmittelfarbe, Saft oder Gewürze verwendet. Das Färben mit Lebensmittelfarbe ist deutlich intensiver, als mit Gewürzen oder Saft, wenn man diese nicht vorher einkocht oder große Mengen benutzt.

Bedeutung der Farben und wie man sie erhält

Die Farben, die in Rangoli verwendet werden, haben jeweils eine besondere Bedeutung.

  • Weiß steht für Reinheit
  • Rot steht für Kraft
  • Gelb für Wissen und Lernen
  • Grün für Harmonie und Fruchtbarkeit
  • Blau für die Göttlichkeit

Schön ist es , ein Rangoli mit den Kindern oder gar der ganzen Familie zu machen. So trägt jeder etwas dazu bei, dass Negatives draußen bleibt und alle wohlbehütet sind. Einfach mal wenn es nicht so gut läuft, oder zu besonderen Festtagen wie Neujahr, Allerheiligen oder natürlich Diwali! Die Farben wählt ihr dann nach Bedarf und Muse.

Rangoli-Werkzeuge (optional)

Verwende zu Hause verfügbare Gegenstände wie Teller, Schüsseln, Flaschenverschlüsse oder Deckel, um perfekte Kreisdesigns zu kreieren. Üblicherweise ‚malt‘ man, indem man das Pulver durch die Finger rieseln lässt. Es geht aber auch, dass man aus Pappe einen Trichter bastelt, oder, wenn man hat, Trichter in verschiedenen Größen verwendet.

Mit Pinsel, Wattestäbchen, Streichhölzer oder Zahnstocher kannst du die feineren Details ausführen. Du kannst dir auch selbst Schablonen aus Pappe anfertigen. Mit Löffeln und kleinen Plastikdeckeln kannst du verdichten, mit Gabel oder grobzinkigem Kamm Struktur hineinbringen. Ein leerer Salz-/Pfefferstreuer kann, mit Pulver befüllt, das Ausfüllen des Motivs vereinfachen.

Tadaa, mein erster Versuch!

Das Projekt geht weiter. Die Streutechnik hat noch so gar nicht geklappt! Das muss geübt werden, da hatte ich zu wenig Zeit zu. Aber mich freuts wie es den Boden vor meinem Altar schmückt und das ist ja der beste Schutz gegen Negativität!

Vielleicht haben wir bei deinem nächsten Besuch in Bad Meinberg ja schon eine Rangoli Squad! Und vielleicht machst auch mit? Lasst es mich wissen, wenn ihr auch angefangen habt oder schon Profis im Rangoli machen seid.


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