Yoga Wiki über Temperament

Ein Mensch wird mit einem bestimmten Temperament geboren. Im Ayurveda nennt man das seine Prakriti, seine Urnatur. Innerhalb der Möglichkeiten seines Temperamentes fühlt, handelt und reagiert er. Mit dem neuen Trend der Persönlichkeitsentwicklung kann leicht der Eindruck aufkommen, dass ein Mensch sein Temperament verändern möchte. Der Mensch hat ja gelernt mit dem, was ist, unzufrieden zu sein – und warum dann nicht auch mit seinem eigenen Temperament? Mit spirituellen Methoden, mit dem Einnehmen der Beobachterrolle, wird einem die eigene Unzufriedenheit noch mehr bewusst.

Es passiert nicht gerade selten, dass Menschen auf der Persönlichkeitsebene anfangen, herumzudoktoren und ihr Verhalten zu ändern, ein Verhalten und ein Temperament an den Tag zu legen, das dem entspricht, wie man sich einen Heiligen so vorstellt. Das entspricht allerdings nur einer Maske, die man über sein eigenes Temperament legt. Das kann dazu führen, dass jemand besonders sanftmütig melodiös spricht, immer freundlich ist und gelassen wirkt, immer für andere da ist. Und was ist dann mit Abgrenzung? Was ist dann mit Rückzug? Wo bleibt da die Authentizität? Das eigene Temperament scheint auf der Strecke zu bleiben.

Und sind alle Heiligen so wie oben beschrieben? Oder kann ein Heiliger einen Schüler auch mal vehement zurechtweisen, ihn vielleicht sogar aus seinem Unterricht rauswerfen? Das gibt es alles. Wenn ein Heiliger einen Schüler belehrt, dann wird er entsprechend seinem Temperament handeln und auch so, dass die Lehre bei dem Schüler ankommt.

Es geht auf dem spirituellen Weg also nicht darum, ein besonderes Temperament an den Tag zu legen, sich wie ein „Scheinheiliger“ zu verhalten. Es geht vielmehr darum, seine eigene Authentizität zu finden, sein Temperament anzunehmen, sich so zu lieben, wie man ist, und zwar in jedem Augenblick. Natürlich darf man seine Verantwortung auch den anderen gegenüber nicht aus den Augen verlieren. Verantwortung zu übernehmen heißt nicht, egoistisch zu werden, sondern unter Berücksichtigung aller Beteiligten zu handeln und Entscheidungen zu treffen.

Sukadev gibt in dem Artikel „Temperament“ ganz viele Tipps und Hinweise, wie man mit seinem Temperament lernen kann, in Liebe und Akzeptanz zu leben, und er gibt auch Beispiele von Lehrern, die in ihrem Temperament sehr unterschiedlich waren, was aber ihrer Hingabe zu Gott nicht abträglich war. Gott manifestiert sich auf ganz unterschiedliche Art. Jeder ist ein Geschöpf Gottes, auch wenn er das ab und zu mal vergisst. cw

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