Kartika: Der spirituell bedeutungsvollste Mondmonat im Hinduismus

Kartika gilt im hinduistischen Lunisolarkalender als ein heiliger Monat, der in etwa den Zeitraum von Mitte Oktober bis Mitte November im gregorianischen Kalender abdeckt. Diese Periode wird im Yoga und in vielen spirituellen Traditionen Indiens hochgeschätzt, da sie als eine ideale Zeit für die Verbindung mit dem Göttlichen angesehen wird.

Worauf sich die Bedeutung des Monats Kartika gründet

Kartika, der achte Mondmonat im vedischen Kalender, ist im Hinduismus von großer spiritueller Bedeutung. Dieser Monat, der (kann nach Kalender variieren) 29. Oktober bis zum 28. November dauert, ist gespickt mit glücksverheißenden Rituale, Festen, die viel Vorbereitung durch Gebete und individuelle Praxis mit sich bringen.

  • Das Padma Purana beschreibt den Monat Kartik als Krishnas Lieblingsmonat. Spirituelle Praktiken, die in diesem heiligen Monat durchgeführt werden, haben oft größere und tiefgreifendere Wirkungen als gewöhnlich. Deshalb legen Gläubige oft Gelübde ab, ihre spirituellen Praktiken zu intensivieren oder ihre materiellen Bedürfnisse für den gesamten Monat zu vereinfachen.
  • Kartika gilt aufgrund der besonderen positiven Auswirkungen der Sonnen- und Mondstrahlen in dieser Zeit auf Geist und Körper als spirituell bedeutender Monat. Rituale, die in diesem Monat durchgeführt werden, sollen deshalb besonders dabei helfen, Negativität abzulegen und Positives zu verinnerlichen.
  • Der Übergang von der Pitta- zur Vata-Saison während Kartika. Im Ayurveda wird der Übergang vom Sommer zum Herbst in dieser Zeit als “Ritusandhi” bezeichnet. Unser Körper und unser Geist reagieren auf die atmosphärischen Veränderungen, so wie es auch die Natur tut.

Spirituellen Feierlichkeiten und Praktiken während Kartika

Dies ist wohlgemerkt nur eine Auswahl, der üblichen spirituellen Feierlichkeiten und Praktiken während Kartika:

Deepa Dana/ Lichtopfer:

असतो मा सद्गमय asato mā sad gamaya;
तमसो मा ज्योतिर्गमय tamaso mā jyotir gamaya;
मृत्योर्मामृतं गमय mṛtyor mā amritam gamaya)

Vom Nichtsein führe mich zum Sein.
Von der Dunkelheit führe mich zum Licht.
Vom Tod führe mich zur Unsterblichkeit.

Gebet aus den Upanishaden

Licht spielt eine zentrale Rolle in den Praktiken des Kartika-Monats.  Die Tradition des “Deepa Dana”, also das Anbieten von Lichtern oder Lampen, wird als ein symbolischer Akt gesehen. Die Dunkelheit, die Unwissenheit, wird mit dem Licht der Weisheit vertrieben. Diwali ist der Höhepunkt des Kartika Monats, da es eine Aneinanderreihung verschiedener Festlichkeiten ist. Davon beinhalten einige auch Lichtopfer, wie im Folgenden aufgeführt. Zu Diwali werden aber auch Feuerwerkskörper gezündet, um böse Geister zu vertreiben und Glück zu bringen.

  • Akash Deep, Brennende Windlaternen werden als Opfergabe an die Götter in den Himmel steigen gelassen. Dieser Akt symbolisiert die Erleuchtung des Himmels und die Verbreitung von positiver Energie und Segen. Der Anblick der zahllosen Lampen, die am Nachthimmel schweben, ist ein faszinierendes Schauspiel, das Ehrfurcht und Staunen hervorruft.
  • Karthika Deepam: Bei diesem Fest werden Tausende von Öllampen angezündet, um Häuser und Tempel zu erleuchten. Die Auslöschung der Dunkelheit durch das segensreiche Licht.
  • Kartika Purnima, der Vollmondtag des Monats, steht für den Sieg des Guten über das Böse, der durch das Anzünden von Lampen und das Abwehren von Negativität gekennzeichnet ist. Der Vollmondtag im Kartika, ist ein wichtiger spiritueller Höhepunkt. An diesem Tag werden ausgedehnte Meditationssitzungen und Gebete abgehalten, da es als ein günstiger Zeitpunkt für spirituelle Erfahrungen und göttliche Gnade gilt.

Spirituelle Reinigungsrituale

Im Kartika wird großes Augenmerk auf Reinigungsroutinen gelegt, sowohl in physischer als auch in geistiger Hinsicht.

  • Kartik Snan: Das tägliche rituelle Bad, bekannt als “Kartik Snan”, vor Sonnenaufgang in heiligen Flüssen, wird als besonders segensreich und reinigend betrachtet. Dieser Akt der Reinigung soll auch die Seele reinigen, sodass die Gläubigen mit neuer Hingabe neu beginnen können.
  • Fasten: darüber hinaus ist Kartika eine Zeit, in der die Gläubigen als eine Form der spirituellen Disziplin fasten. Indem sie auf bestimmte Nahrungsmittel oder Mahlzeiten verzichten, demonstrieren sie ihre Hingabe und Selbstbeherrschung. Das Fasten wird als ein Mittel zur Reinigung von Körper und Geist angesehen, das es den Gläubigen ermöglicht, ihre Gedanken und Energien auf ihre spirituelle Reise zu konzentrieren. Es ist eine Zeit der Introspektion und Selbstreflexion, in der die Gläubigen danach streben, ihre Verbindung mit dem Göttlichen zu vertiefen und spirituelle Erleuchtung zu erlangen.

Devotionale Praktiken:

  • Damodara Vrata: der Kartika-Monat wird häufig mit einer erhöhten Hingabe an die Göttlichkeit verbunden. Die “Damodara Vrata“, ein Monat lang dauerndes Fest, ehrt Lord Krishna und fördert die spirituelle Verbindung durch Gesang (Kirtan), Gebet und Lesungen aus heiligen Schriften, aber auch Musik- und Tanzaufführungen, bei denen die Herrlichkeit des Göttlichen besungen und in Versen rezitiert wird.
  • Pilgern: außerdem ist Kartika eine Zeit, in der Gläubige zu heiligen Orten pilgern, die mit Krishna in Verbindung gebracht werden. Sie reisen zu heiligen Stätten wie Vrindavan und Mathura und/oder umrunden heilige Stätten.

Dank

  • Annakut ist ein großes Festmahl zu Ehren Krishnas. Eine Vielzahl vegetarischer Gerichte wird zubereitet und dargebracht. Diese Tradition symbolisiert die Dankbarkeit für die reiche Ernte und den Überfluss im Leben. Das Annakut-Fest ist eine Feier der göttlichen Segnungen und dient als Erinnerung daran, die von der Natur bereitgestellte Nahrung zu schätzen.
  • Govardhan-Puja: ein bedeutendes Ritual, das an die Tat von Krishna erinnert, der den Govardhan-Hügel anhob, um seine Gläubigen vor dem Zorn von Indra, dem Gott des Regens, zu schützen. Eine Sturzflut bedrohte eine Siedlung, was durch Krishnas Einschreiten vereitelt wurde. Dieses Ereignis symbolisiert die Kraft des Glaubens und die Bedeutung des Eintretens für Rechtschaffenheit. Die Gläubigen bauen Miniaturnachbildungen des Govardhan-Hügels aus Lebensmitteln und Kuhdung. Diese bringen sie Krishna als Geste der Dankbarkeit und Hingabe dar. Durch dieses Ritual werden Vertrauen, Widerstandsfähigkeit und der Glauben, dass das Gute immer über das Unglück triumphieren wird, gestärkt.

Seva

Während dieser heiligen Zeit wird auch Seva, der selbstlose Dienst, geübt.

  • Viele stellen ihre Zeit und ihre Fähigkeiten zur Verfügung, um bei der Instandhaltung und Verschönerung des Tempels mitzuhelfen und sicherzustellen, dass er ein makelloser und einladender Ort für alle bleibt. Durch ihre Seva-Tätigkeit dienen die Gläubigen nicht nur dem Göttlichen, sondern kultivieren auch ein Gefühl der Demut und Dankbarkeit.
  • Viele Menschen nutzen diese Gelegenheit, um Lebensmittel, Kleidung und andere lebensnotwendige Dinge an Bedürftige zu spenden. Andere stellen ihre Zeit und ihre Bemühungen denen zur Verfügung, die Hilfe brauchen. Dieser Akt der Selbstlosigkeit und des Mitgefühls wird als eine Möglichkeit gesehen, Dankbarkeit für die erhaltenen Segnungen auszudrücken und das Leiden anderer zu lindern.

Respektsbezeugungen vor der Schöpfung

  • Tulsi Vivah: Die Verehrung der Tulsi-Pflanze nimmt einen besonderen Platz im Kartika-Monat ein. Die “Tulsi Puja” und die “Tulsi Vivah” Zeremonie symbolisieren die heilige Verbindung zwischen der Tulsi-Pflanze und Lord Vishnu, wodurch die Beziehung zwischen dem Göttlichen und dem Natürlichen verdeutlicht wird. Die Gläubigen schmücken ihre Häuser mit Tulsi-Pflanzen und bitten um Segen für ihre weltlichen Geschicke.

Im Kern ist der Monat Kartika eine Einladung an die spirituelle Gemeinschaft, ihre Anstrengungen zu verdoppeln und einen höheren Bewusstseinszustand anzustreben. Es ist eine Zeit, in der das Sammeln kollektiver spiritueller Energie durch gemeinsame Rituale und Feiern eine tiefgreifende Wirkung haben kann, die das individuelle wie auch das gemeinschaftliche Wohlergehen fördert.

Und für jeden ist die richtige Methode der Praxis dabei!


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