Pranayama – Mitahara (Teil 4)

Um deine Pranayama Praxis wirkungsvoll zu gestalten, ist es notwendig eine leichte Diät einzuhalten. Im Yoga nennen wir das Mitahara. Das Ziel von Pranayama ist es, Prana (Lebensenergie) im Körper zu konzentrieren, gleichmäßig zu verteilen und später, nach Reinigung der Nadis, durch die Sushumna nach oben zu lenken (Kundalini). Weiterhin gibt es Techniken, die unsere Menge an Prana erhöhen.

Unsere Nahrung versorgt den Körper mit lebenswichtigen Stoffen und Energie, die für die Aktivität der Zellen benötigt werden. Gleichzeitig wird durch die Verdauung der Nahrung aber auch Energie verbraucht da viele Vorgänge notwendig sind, um die Nahrung zu spalten und unverdauliche Bestandteile wieder auszuscheiden.

Das nach unten wirkende Prana

In unserem Körper gibt es fünf verschiedene „Windrichtungen“ (Vayus), in die sich Prana bewegt und damit unterschiedliche Aufgaben erfüllt. Einer dieser Winde bewegt sich nach unten und ist für Ausscheidung und Fortpflanzung zuständig. Dieser Wind bzw. dieses Prana wird Apana genannt und ist der Haupt-Gegenspieler zur aufsteigenden Kundalini-Energie.

Da unsere Nahrung durch die Peristaltik permanent nach unten bewegt werden muss, wird Apana umso stärker je mehr und je schwerer wir essen. Aus diesem Grund ist Fasten so eine wirkungsvolle Methode, um spirituelle Erfahrungen zu machen. Nach etwa drei Tagen des Fastens kommt die Peristaltik und damit Apana fast völlig zum Erliegen und Prana bewegt sich ganz natürlich nach oben.

Da wir nun nicht permanent fasten können, weil wir unseren Pflichten des Alltags nachkommen wollen, ist die Idee von Mitahara, dass wir Apana durch eine leichte Diät möglichst gering halten. Wir sorgen dafür, dass die Menge an aufsteigendem Prana größer bleibt, als die von absteigendem Prana (Apana).

Der Einfluss von Nahrung auf den Geist

Ein weiterer Grund unsere Nahrungsmittel bewusst auszusuchen ist, dass Nahrung einen Einfluss auf den Geist hat. Sie kann den Geist träge (tamasig), unruhig (rajasig) und klar (sattwig) machen, wobei Yogis und Yoginis besonders die sattwige Qualität im Geist kultivieren möchten.

Die yogische Ernährung ist demnach leicht verdaulich, gesund, nahrhaft, hält den Geist klar und ausgeglichen und richtet in der Umwelt möglichst wenig Schaden an. Selbstverständlich darf unser Essen auch gut schmecken.

Jedoch wird diesem Punkt nicht so viel Bedeutung zugemessen, da wir Yoga üben, um unsere Abhängigkeit von Sinnens-Genüssen zu lösen. Unser Glück ist nicht vom guten Geschmack eines Mittagessens abhängig. Wir finden unser Glück im Inneren. Essen ist notwendig und wichtig. Wir leben aber nicht um zu essen….

Zu den yogischen Nahrungsmitteln gehören:

  • Gemüse
  • Obst
  • Hülsenfrüchte
  • Nüsse
  • Saaten
  • Öle
  • Getreide

Damit unsere Ernährung möglichst schadstoffarm und keinen oder möglichst geringen Schaden in der Umwelt anrichtet, sollten wir, wann immer es geht, auf ökologisch angebaute und regionale Lebensmittel zurückgreifen.

Die Liste der yogischen oder sattwigen Nahrungsmittel enthält ganz bewusst keine tierischen Nahrungsmittel. Fleisch ist sehr schwer verdaulich und sorgt somit für eine enorme Menge Apana. Zusätzlich sind im Fleisch, neben vielen Schadstoffen und Medikamenten, Stresshormone enthalten, die das Tier in seiner Todesangst vor der Schlachtung ausgeschüttet hat. Diese würden wir mit dem Fleischverzehr aufnehmen.

Ahimsa ist das höchste Ideal

Das erste Gebot im Yoga ist Ahimsa. Das bedeutet Harmlosigkeit und besagt, dass wir keinem Lebewesen auf irgendeine Weise Schaden zufügen möchten. Dies schließt den Konsum von tierischen Produkten aus, da auch bei der Produktion von Milch und Eiern viel Leid entsteht, z.B. durch die Trennung von Mutterkuh und Kalb oder die Tötung von Kälbern und Küken.

Das heißt nicht, dass du kein Yoga üben kannst, wenn du aktuell noch Fleisch und andere tierische Produkte isst. Wenn du nicht zu denen gehörst, die sich von einem Tag auf den anderen komplett umstellen können, kannst du diese Produkte allmählich reduzieren und den Anteil von Gemüse und Obst erhöhen.

Ernährung ist ein sehr individuelles Thema und man kann selten allgemeingültige Aussagen treffen. Von daher kannst du diesen Artikel als Anhaltspunkt dafür nehmen, was deiner Praxis eher förderlich ist und was weniger und damit schauen, in wie weit du das für dich anwenden und umsetzen kannst.

Auf jeden Fall darf Ernährung Freude machen und sollte nicht zum Dogma oder Streitpunkt werden. Es ist auch nicht das Ziel von Mitahara, dass du dich selbst gängelst oder den ganzen Tag über das Essen nachdenkst.

Wie immer gilt: Die Dosis macht das Gift und benutze deinen gesunden Menschenverstand!

Om Shanti Shanti Shanti
Deine Gauri

Quellen:
Yoga Sutra von Patanjali
Pranayama – The Breath of Yoga, Gregor Maehle


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