Was macht eigentlich Chili?

BRENNEN! Ja nee, is klar. Scharf machen – mhm. Im sprichwörtlichen, wie im übertragenen Sinn. Da Chili uns im Sommer mit seiner Hitze kühlen kann, ist es Zeit sich den Schlingel mal genauer anzusehen. Ein Beitrag über die Wirkung von Chili auf Körper und Geist(er) und wer lieber die Finger davon lassen sollte.

Chili schafft auch Klicks und Likes

Der Hype um Chili als Mutprobe scheint mittlerweile abgeflacht, auch wenn hin und wieder noch ein YouTuber auf die glänzende Idee kommt, vor laufender Kamera einen überzüchteten Superscharf-Chili wie den California Reaper zu verspeisen – um dann zu würgen, zu weinen und nicht selten den Notarzt zu rufen.

Da dabei alles entgleist, sind die mit den vielen Klicks und Likes, die Wenigen, die es trotz ihrer Pein und Panik schaffen, vor der Kamera zu bleiben. Die Pein und Panik, wenn der Chili am anderen Ende wieder herauskommt, hat meines Wissens noch niemand gefilmt.

In Scoville wird der Schärfegrad, der Capsaicin Anteil, in den Pflanzen gemessen:

SchärfegradScovilleBeispiel
1Bis 1.000Peperoni
2Bis 2.000Rocotillo
3Bis 3.000Sambal Oelek
4Bis 5.000Jalapeno
Schärfster Chili der WeltBis 2,4 MioCalifornia Reaper

Zwar kann man mit dem gewöhnlichen Chili nicht so viel Spaß haben – aber Klicks und Notarzt sind auch nicht jedermanns Sache.

Chili geht um die Welt

1. Ursprung und Namensgebung

Der Ursprung des Namens “Chili” ist in der von den Azteken gesprochen indigenen Sprache Nahuatl, die ebendies damit bezeichnet, zu finden. Die Schreibweise variiert jedoch von Region zu Region. Die üblichen Bezeichnungen sind “Chili”, “Chilli” oder “Chile”.

Dieser Name wurde teilweise von den Spaniern übernommen, die den Chili im 15. Jahrhundert auf ihren Reisen nach Amerika entdeckten. Erst fälschlicherweise angenommen, dass dies eine Pfefferart sei, wurde Chili auch “pimienta” genannt, was auf Spanisch “Pfeffer” bedeutet (auch unser Cayennepfeffer ist eigentlich Cayenne Chili).

2. Der Geburtsort

Der Chili ist in Südamerika beheimatet und wurde im 15. Jahrhundert nach Europa gebracht. Sie war einst außerhalb Südamerikas ein unbekanntes Gewürz, bis Christopher Kolumbus die scharfen Schoten auf seiner Reise nach Westindien entdeckt haben soll. Zum Ende des 16. Jahrhunderts sollen dann portugiesische Händler begonnen haben, die Chili in Indien feil zu bieten. Heute wird Chili weltweit in subtropischem und tropischem Klima angebaut und ist ein wesentlicher Bestandteil vieler Küchen.

Chili wirkt …

Nicht nur ein Gewürz, das eine explosive Würze bietet, sondern es ist auch eine erstaunliche Quelle für Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Sie enthält Vitamin A, K, E und viele B-Vitamine sowie Mineralien wie Phosphor, Magnesium, Eisen, Zink und Kupfer. Diese Nährstoffe tragen zu unserer allgemeinen Gesundheit bei und sind besonders vorteilhaft für unser Immunsystem.

Der Hauptwirkstoff ist Capsaicin. Dieses Alkaloid ist für die Schärfe der Schote verantwortlich und wirkt auf die Wärmerezeptoren in unserem Körper. Capsaicin hat eine Reihe von gesundheitsfördernden Effekten, darunter antioxidative, entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften. Es stimuliert auch die Magensaftproduktion und hilft uns, fettige Speisen besser zu verdauen.

… schmerzlindernd

Capsaicin hat auch eine schmerzlindernde Wirkung. Es ist ein wichtiger Bestandteil vieler Schmerzsalben und Wärme-Pflaster. Durch die äußere Anwendung hilft es bei Muskelschmerzen, Verspannungen und rheumatischen Beschwerden. Capsaicin wirkt krampflösend durch die Haut und lindert so effektiv Schmerzen.

… verdauungsfördernd

Capsaicin regt auch die Verdauung an. Die scharfe Substanz stimuliert die Magensaftproduktion und fördert so die Verdauung. Darüber hinaus führt der Verzehr von scharfen Lebensmitteln zu einer erhöhten Körpertemperatur und Kalorienverbrennung, was dazu beitragen kann, den Stoffwechsel anzukurbeln und das Gewicht zu kontrollieren.

… aphrodisierend

Chili kann auch als natürliches Aphrodisiakum wirken. Der Verzehr von scharfen Lebensmitteln führt zur Ausschüttung von Endorphinen, den sogenannten “Glückshormonen”. Diese Hormone fördern ein Gefühl des Wohlbefindens und können die Lust auf Sex steigern.

… wie eine Klimaanlage

Scharfes Essen bringt uns zum Schwitzen, was uns tatsächlich effizienter kühlt als eine Tüte Eis. Gleichzeitig kann Chili auch bei chronischem Kältegefühl helfen.

Chili aus der ayurvedischen Perspektive

Im Ayurveda, der traditionellen indischen Heilkunst, wird Chili für seine heilenden Eigenschaften geschätzt. Es wird angenommen, dass sie das Verdauungsfeuer stärkt und Ama (= Unverdautes, das im Körper klebt, Toxine) verbrennt.

Es wird auch gesagt, dass es Vata und Kapha verringert und Pitta erhöht. Daher wird es oft zur Behandlung von Verdauungsstörungen, Ama, chronischem Kältegefühl und Verstopfung der Nasennebenhöhlen verwendet.

Chili löst also, was sich festgesetzt hat. Auch auf emotionaler Ebene, hilft sie Energie freizusetzen, Blockaden zu beseitigen.

Chili tut nicht jedem gut!

Wer soll es vermeiden?

Menschen mit empfindlichem Magen oder mit Erkrankungen wie Gastritis oder Sodbrennen sollten den Verzehr von Chili einschränken oder ganz vermeiden. Auch Menschen, die an Histamin- oder Fructoseintoleranz leiden, sollten vorsichtig damit umgehen. Bei diesen Personen kann der Verzehr von Chili zu Magen-Darm-Beschwerden führen.

Wer zu viel Rajas hat, oder zu viel Pitta, sollte besser scharfe Gewürze meiden.

Wer kann es in kleinen Dosen vertragen?

Wer es verträgt und wer nicht, hängt von der individuellen Empfindlichkeit und der Toleranz gegenüber Schärfe ab. Personen, die selten scharfes Essen zu sich nehmen, können anfänglich Magenbeschwerden oder Sodbrennen haben, sich aber mit der Zeit an die Schärfe gewöhnen.

Chili würzt

Ein vielseitiges Gewürz, das einer Vielzahl von Gerichten einen kräftigen Geschmack verleiht. In Suppen und Eintöpfen, in Nudel- und Reisgerichten und auch im Schokodessert kann Chili verwendet werden. Es ist jedoch wichtig, die richtige Menge zu verwenden, um den Geschmack nicht zu überwältigen und Magenbeschwerden zu vermeiden. Ein bis zwei Schoten können beim Kochen für vier Personen ausreichend sein. Solltest du zu viel Chili verwendet haben …

Chili-Erste-Hilfe

Beim Genuss von Chili gibt es also auch zu beachten: Was brennend in den Körper eindringt, verlässt denselben auch so … Denn Chili brennt immer zweimal! Möchtest du auf diesen doppelten Genuss verzichten, helfen oder lindern zumindest, diese Tricks

Zuviel Chili in Dir:

Wenn du merkst, du hast zu viel erwischt, kannst du etwas Fetthaltiges im Mund spülen und ausspucken (da geht auch einfach ein Löffel Öl) und dann noch einen Löffel davon schlucken. Denn Capsaicin ist fettlöslich.

Zuviel Chili im Essen:

Ist das selbst gekochte Essen zu scharf, kann es helfen, die Fettaugen abzuschöpfen, da sich darin das meiste Capsaicin gelöst hat – oder gar Fett hinzufügen, durchrühren und simmern lassen bis sich das Fett/Öl oben absetzt. Das oben schwimmende Fett abschöpfen. Das klappt nicht bei jedem Gericht, eher bei Eintöpfen und dergleichen.

Jedoch Fette (in Form von Kokosmilch, Kokos Cuisine; vegane Margarine, Joghurt, Quark, Öle, …) dazuzugeben, geht meistens und hilft immer, zumindest ein bisschen.

Chili vertreibt Tunichtgute, sichtbare und unsichtbare

Chili ist in vielen Zaubertränken und -mischungen eine häufige Zutat, insbesondere wenn es um Liebes-, Schutz- oder Bannzauber geht. Wenn du die Schote nicht gut verträgst, kannst du sie also auch als Abwehrzauber benutzen, so wie Menschen in …

Indien

Samstagmorgens gibt es bei manchen Hindu-Familien ein kleines Ritual, das Schutz und Glück bringen soll: Sie nehmen 7 grüne Chilischoten und eine Zitrone und fädeln sie auf einem Baumwollfaden auf (es wird mit Nadel und Faden durch die Früchte gestochen).

Dieser ‘Anhänger’ wird dann an einem sicheren Ort im Haus aufgehängt, normalerweise unter dem Tisch, und bleibt dort bis zum darauffolgenden Samstag, wo er dann verbrannt und durch einen neuen ersetzt wird.

Hindus glauben, dass dieser Schmuck böse Geister und Ungeziefer und vor allem Alakshmi, auch Jyeshtha genannt, dem Haus fernhält. Aus demselben Grund wird diese besondere Kette aus Chilis und Zitrone auch vor Geschäften aufgehängt.

Italien

Chilischoten gelten in Süditalien als „das Gewürz des Teufels“ (il condimento del Diavolo). Einige Einheimische nutzen es jedoch zum persönlichen Schutz oder um ihr Auto oder ihr Haus vor dem bösen Blick und Klatsch zu schützen.

Sie hängen einfach eine frische Chilischote ins Haus, an die Tür oder auf den Balkon oder tragen Sie in kleinen Behältern mit sich. Die Tradition schreibt vor, dass die Chilis frisch und nicht trocken sein sollten, um Schutz zu gewährleisten.

Chili kurzgefasst

Mit der Chilischote kann man also allerhand auf Abstand halten, kühlen, wenn es heiß ist und wärmen, wenn es kalt ist. In Maßen eingenommen! Sonst gibt sie sich zweimal die Ehre.


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