Liebende Güte in der Weihnachtszeit (Teil 2): Liebende Güte anderen gegenüber

Lichter in Händen

Weihnachten ist das Fest der Liebe und des Mitgefühls. Als Jesus am Kreuz starb, betete er zu Gott, dieser möge den Menschen, die ihm dies angetan hatten, vergeben: „Vater, bitte vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ waren seine Worte. Das ist ein extremes Beispiel, anhand dessen uns die Bibel die Idee von Mitgefühl nahe bringen möchte. Maitri, was so viel bedeutet wie Wohlwollen, liebende Güte und Mitgefühl ist der Kern aller lebenden Wesen. Wir alle tragen Maitri in unserem Herzen.

Und noch etwas haben alle Wesen gemeinsam: Alle wollen glücklich sein. Alle wollen gesund sein. Alle wollen in Frieden und Sicherheit leben und frei sein von jeglichem Leid. Maitri bedeutet also, dass wir uns diese Tatsache im Umgang mit Anderen immer wieder vor Augen halten.

Jemand lügt uns an oder beschimpft uns. Jemand fügt durch eine Handlung sich selbst oder anderen Schaden zu, tut uns auf irgendeine Weise weh. Egal was ein Mensch auch tut, er macht es immer aus diesem Grund: Er möchte glücklich sein und frei sein von jeglichem Leid (körperlich, geistig und emotional).

Streben nach Glück

Da die meisten Menschen vergessen haben, wer sie sind – Brahman (allumfassendes Bewusstsein) – und sich stattdessen mit den verschiedensten Dingen im außen identifizieren, wie beispielsweise Körper, Gedanken, Emotionen, materiellen Dingen, Beziehungen etc., entwickeln sie die unterschiedlichsten Taktiken, mit denen sie ihr Glück erreichen wollen.

Wie wir bereits im ersten Teil dieser Serie geklärt haben, befinden wir uns mit allen Glück-Beschaffungsmaßnahmen, die auf Zustände im außen gerichtet sind, auf dem Holzweg. Anhaltendes Glück und Frieden können nur gefunden werden, wenn wir den Blick nach innen richten und unser wahres Selbst erkennen. Deswegen ist die Yoga-Praxis so wichtig.

Jetzt können wir im Alltag natürlich nicht alle Menschen, mit denen wir zu tun haben, dazu bringen, Yoga zu machen. Und mal ehrlich: Wir selbst sind ja auch noch nicht erleuchtet….

Aber wir können uns klar machen, dass die Motivation hinter all unserer und ihrer Handlungen die Sehnsucht nach Glück und der Freiheit von Leid ist. Dadurch können wir Mitgefühl uns selbst und dem Anderen gegenüber entwickeln, auch wenn wir die Handlung als solches vielleicht nicht gutheißen.

Liebende Güte: Innen wie außen

Was bedeutet das nun im Klartext?

Es heißt, dass ich das, was ich zuerst auf mich selbst angewendet habe, nun nach außen bringe.

Durch meine Yogapraxis werde ich mir immer bewusster darüber, was meine Motive sind. Ich kenne meine Hoffnungen und Ängste im Bezug auf die äußere Welt und meine entsprechenden Glück-Beschaffungsmaßnahmen und Verhaltensmuster.

Ich richte meine Aufmerksamkeit immer wieder nach innen, um die Identifikation im außen und die damit verbundenen irrationalen Handlungen loslassen zu können. Dadurch wird mir mein Anteil an einer schwierigen Situation mit einer anderen Person schneller bewusst.

Frieden ist eine Entscheidung

Wenn ich meinen Anteil erkenne, kann ich entscheiden, ob ich bereit bin, loszulassen, damit wieder Frieden einkehren kann. Vielleicht sind da Angst, Gier, Neid oder Hoffnungen, die mein Denken und Handeln bestimmen.

Was passiert nun, wenn ich Mut, Bescheidenheit, Zufriedenheit, Toleranz und Offenheit an diese Stelle setze?

Gleichzeitig kann ich mir klar machen, dass es der anderen Person genauso geht wie mir. Sie möchte glücklich sein und Leid vermeiden und hält deswegen an bestimmten Dingen fest, ohne zu merken, dass sie so dem Glück mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht näher kommt.

Auf diese Weise ändert sich meine Sicht auf die Situation, mein Blick auf mich selbst und die andere Person wird weicher. Nun gilt es, Maitri in meine Aktion zu legen. Dabei ist es egal, ob ich nachgebe oder der Person klar mache, dass ich ihr Verhalten nicht gutheißen kann.

Was ich auch sage oder tue, ich tue es auf liebevolle und sanfte Art und Weise.

Es gibt Menschen, die in ihrer Körpersprache und ihrer Ausdrucksweise, sehr rau und hart sind. Sicher kennst du so jemanden und weißt, wie unwohl man sich in der Gegenwart solch eines Menschen fühlen kann, selbst wenn er gar nichts Böses sagt.

Maitri ist genau das Gegenteil davon. Die liebende Güte ist sanft. Bevor du also etwas sagst, kannst du kurz die Augen schließen und dich mit Maitri in deinem Herzen verbinden. Du kannst dir vorstellen, dass du die andere Person liebst, wie eine Mutter ihr Kind und vielleicht sogar, dass du sie in den Arm nimmst.

Fürbitte

Du kannst der Person geistig diese oder ähnliche Sätze sagen:

Möge es dir gut gehen. Mögest du glücklich und zufrieden sein. Mögest du frei sein von jeglichem Leid.

Alles, was du jetzt sagst, wird sanft sein. Auch klare deutliche Aussagen, können in sanfte Worte gepackt und liebevoll ausgesprochen werden. Du kannst der anderen Person signalisieren, dass du ihre Bedürfnisse siehst, selbst wenn ihre Erfüllung auf die gewünschte Weise nicht möglich ist.

Da jeder Mensch akzeptiert, gesehen, geliebt und in Sicherheit sein möchte, kannst du den Menschen um dich herum jederzeit das größte und wertvollste Geschenk machen, dass ein Mensch bekommen kann:

Indem du sie mit ihren Bedürfnissen und Ängsten siehst, sie so annimmst und auf sanfte, liebevolle Weise mit ihnen umgehst, erschaffst du einen Raum, in dem sie sich gesehen und sicher fühlen können. Das wird ihr Herz zumindest ein Stück weit öffnen und es können wahre Wunder geschehen.

Liebende Güte – Die besten Geschenke kosten nichts

Lichter in Händen

Dieses Geschenk kostet nichts und kann jederzeit das ganze Jahr über verschenkt werden. Aber gerade zu Weihnachten kann es besonders wichtig sein, sich daran zu erinnern und das Herz besonders weit zu machen.

Wenn Familien zusammenkommen, können alte Verletzungen und Muster hoch kommen. Wenn man sich lange nicht gesehen hat, ist man vielleicht aufgeregt. Manche haben hohe Erwartungen an das Weihnachtsfest und wollen, dass es besonders schön wird und die Nerven liegen blank.

Sollte dir an Weihnachten eine Situation begegnen, in der du sonst abweisend, flüchtend, genervt oder wütend reagierst, kannst du also schauen, welche Hoffnungen und Ängste bei dir und bei der anderen Person dahinter stecken. So kannst du euch beide sehen und sanft mit dir und dem anderen Menschen umgehen und dadurch Maitri, liebende Güte und Mitgefühl in jede Situation hinein geben.


Hab ein liebevolles und sanftes Weihnachtsfest!

Om Shanti

Hier kannst du den 1. Teil des Artikels lesen

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Die Autorin

Die Autorin

Seminarleiterbild Gauri Daniela Reich 2021

Gauri Daniela Reich Yogalehrerin (BYV), Ayurveda Gesundheitsberaterin (BYVG), Vegane Ernährungsberaterin, ausgebildet in Yoga Personal Training, Vinyasa Sequenzing, Thai Yoga Massage und Yin Yoga, Lehrerin für Prävention und Gesundheitsförderung (BSA), Fitnesstrainer B-Lizenz, Cardiofitness- und Entspannungstrainerin, Diplom Betriebswirtin (BA). “Yoga hat mein Leben von Grund auf verändert.

Dank der ganzheitlichen Yogapraxis hat mein Leben heute einen Sinn. Ich bin zufriedener, gesünder, umgänglicher und habe erfüllendere Beziehungen. Dieses Glück steht allen Menschen zu und ich sehe es als meine selbstverständliche Pflicht, dieses Wissen mit anderen zu teilen.” Seminare mit Gauri >>

Quellen:

3 Kommentare zu “Liebende Güte in der Weihnachtszeit (Teil 2): Liebende Güte anderen gegenüber

  1. Zwei sehr wunderbare Artikel, vielen Dank Gauri! Frohe Weihnachten 🙂

  2. Danke für diesen Text, der mir liebevoll den Blick unter die oft harte Oberfläche (auch meiner eigenen) im Umgang miteinander gelenkt hat zu dem weichen liebenden Seinskern, der allem innewohnt.
    Mein Herz ist berührt. Gesegnete friedvolle Weihnacht!

    • Om Namo Narayanaya
      Liebe Padma,

      Danke für deine lieben Worte. Es freut mich, dass der Artikel dich berührt hat und du durch deinen weichen und liebenden Seinskern umso mehr andere Wesen berühren kannst. Ich wünsche dir noch wundervolle Weihnachtstage und ein gesegnetes neues Jahr voller Liebe und Frieden.

      Om Shanti
      Liebe Grüße
      Jasmin

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