Neujahrsgrüße 2024: Auf das Wesentliche schauen

Ist die Zeit unmittelbar nach dem Neujahrsfest für dich auch manchmal ein bisschen enttäuschend? Irgendwie scheint es Teil meines Biorhythmus zu sein, mich zum Jahreswechsel immer auf eine magische, lebensverändernde Transformation einzustellen, die dann doch nicht kommt. Wohl und nicht übel passiert Veränderung eben Schritt für Schritt – also tun wir gut daran, realistische Vorsätze zu fassen, die wir einhalten können. Damit du dich jetzt schon ein bisschen zufriedener fühlst, gibt es einen kleinen Trick: Dich mit mir auf das Wesentliche in deinem Leben ausrichten – und doch ziemlich viel zu finden, was richtig gut ist.

Das Wesentliche: Worauf es wirklich ankommt

Jeder hat doch so seine eigene Vorstellung davon, was uns glücklich macht. Einige Dinge scheinen für ein gutes Leben jedoch wesentlich zu sein, also alle Menschen mehr oder weniger zu betreffen. Nicht in jedem Bereich wirst du brillieren, und das ist auch gar nicht notwendig, ist es doch das Gesamtbild, was am Ende des Tages zählt (und perfekt ist niemand). Vielleicht bist du beispielsweise körperlich nicht so gesund – und hast dennoch die treusten Freunde aller Zeiten.

Ein (gesunder) Körper, der dich trägt

Der Körper ist die Grundlage unsere Wahrnehmung, ohne Körper kein Leben, wie wir es kennen (zumindest auf der materiellen Ebene, würde der Yogi jetzt ergänzen). Jede Berührung, alle Pralinen, die wir je gegessen haben, jeden Schritt, den wir gegangen sind, jedes Lachen, und jede Träne: ohne Körper könnten wir es buchstäblich nicht mal begreifen. Was für ein riesiges Geschenk.

Wir können uns nur bestens bemühen, dieses Wunderwerk so gut wie möglich zu pflegen, z. B. Hatha Yoga zu praktizieren, sich gesund zu ernähren und gute soziale Kontakte zu pflegen. Das alles wissen wir, und müssen es uns doch immer wieder klarmachen.

Bei den meisten Menschen funktionieren Körper und Geist nicht einwandfrei. Und das ist in Ordnung. Manchmal schwelgen wir dann sogar in Selbstmitleid über kleine Unpässlichkeiten. Lasst uns einfach vergegenwärtigen, dass der Körper doch im Großen und Ganzen Unglaubliches leistet.

Ganz viel Liebe möchte ich an dieser Stelle all denen schicken, die gerade eine schwere Krankheit durchmachen, die chronische Schmerzen haben oder unerträgliche Einsamkeit leiden. Ihr seid mehr als eure Schmerzen. Om tryambakam.

Charakterlich gewachsen

Ich habe immer mal wieder Phasen, in denen ich recht intensiv Tagebuch schreibe und schäme mich dann im Nachhinein krumm, wenn ich die laienhaft dahingekritzelten tiefsten Gedanken meines damaligen Selbst erforsche. Die Tagebuch-Selbstscham ist der beste Beweis dafür, dass man sich weiterentwickelt hat, bestenfalls in eine reifere, gelassenere und komplexere Persönlichkeit.

Halten wir Rückschau, dann merken wir schnell, dass die Gründe für unser Persönlichkeitswachstum keine rieselnde Dusche des Glücks war. Nein, vielmehr waren es doch die Herausforderungen auf unserem Weg, die uns haben wachsen lassen und die damit einhergehenden Desillusionierungen.

Genauso gut können wir uns am Jahresende eigentlich auch mal hinsetzen, und nochmal Revue passieren lassen, welche Ziele, Aufgaben und Leistungen wir das vergangene Jahr erledigt und getragen haben. Andere erkennen vielleicht nicht mal die Besonderheit daran. Vielleicht hast du dich letztes Jahr wunderbar um deine Familie gekümmert, hast jemanden gepflegt, der dir nahesteht, oder endlich schwimmen gelernt. Schreib es für dich auf, und sei stolz auf dich!

Authentische Beziehungen pflegen

Ich glaube Weniges ist so schön, wie vertrauen zu können. Einfach zu wissen, dass jemand da ist, bei dem wir uns sicher und geborgen fühlen. Oder verstanden und gesehen. Nicht immer sind all diese Punkte in jeder sozialen Beziehung gegeben, denn meine Eltern liebe ich, ohne in Gänze zu begreifen, warum sie manchmal so handeln, wie sie es tun. Das gilt umgekehrt genauso.

Und das Schöne ist: Das muss ich auch nicht. Das Leben wird zur Herausforderung, wenn man von jedem erwartet, in seiner Gänze gesehen zu werden. Mit manch einem Freund schlemmt man gerne, mit dem anderen teilt man hochtrabende intellektuelle Gespräche, mit wieder einem anderen kann man besonders gut lachen. Man kann die Unterschiedlichkeit unserer Wesen nur mit Verständnis und Humor betrachten und für alles andere, wo man nicht instant resoniert, erstmal mit Geduld begegnen.

Am lohnendsten werden Beziehungen, wenn wir nicht nur die sonnige Seite des Lebens gemeinsam durchwandern können, sondern auch schwierige und unangenehme Aspekte unseres Lebens teilen können. Eine Beziehung, wo du dir erlaubst, ganz du zu sein. Denn da, wo Angst, Scham, Wut und Trauer auf offene Ohren trifft, dürfen sie sich lösen und transformieren.

Den tieferen Sinn spüren

Glaubst du an irgendetwas? Also ich meine jetzt nicht pauschal an GOTT oder andere religiöse Himmelsgestalten, noch an irgendwelche Theorien über das Leben nach dem Tod. Das darfst du glauben oder eben nicht, und das ist fein.

Falls man kein Anhänger einer bestimmten Glaubensrichtung ist, kann es sich dennoch lohnen, mal tief in sich hineinzuhorchen und zu fragen, was du als Sinn und Zweck deiner Existenz erachtest. Das ist ziemlich universell und für alle da. Was ist mir wichtig im Leben? Und dann: Lebe ich das auch im Alltag?

Da dauert es nicht lang und wir knüpfen an viele ganz große Werte an, sei es Geborgenheit, Gerechtigkeit, Erfolg, Liebe, Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung. Ein Wertekompass bewusst parat zu haben bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als auf Kurs zu bleiben inmitten einer komplizierten, wunderbaren und auch grausamen Welt.

Das Wesentliche wahrnehmen – achtsam unterwegs?

Niemand entkommt der Achtsamkeit. Ob in der Zeitung, Blogs, Foren oder Selbsthilfebüchern – in allen Tippslisten zur Zufriedenheit darf natürlich Achtsamkeit nicht fehlen. Im Hier und Jetzt zu sein bedeutet simpel, dass du weder im gestern noch im morgen bist.

Wer sich um Achtsamkeit bemüht, beschäftigt sich (zumindest bewusst) weder mit dem einen noch mit dem anderen, sondern erlebt die vielen kleinen Freuden des Alltags. Und das bringt Ruhe und Bodenständigkeit.

Ich könnte jetzt schreiben, dass beispielsweise Yoga, Pranayama, Meditation euch achtsamer machen kann. Aber das wisst ihr ja sowieso schon. Wie steht es also mit deiner spirituellen Praxis? Wertschätze an dir, dass du dir die Zeit dafür genommen hast. Und wenn es 10 Minuten am Tag waren – jede Form regelmäßiger Praxis ist bereits unendlich wertvoll.

Die Dinge so annehmen, wie sie kommen

Wie steht es um deine Gelassenheit? Neben Achtsamkeit, wird die Fähigkeit, in wechselhaften Lebenslagen einfach mal cool zu bleiben, als wesentlich für ein gutes Leben angesehen. Einfach, weil wir dann nicht über jedes Stöckchen springen, was man uns hinhält, und den guten Willen der ungefilterten Emotion vorauszuschalten.

Natürlich klappt das nicht immer, aber jetzt wollen wir uns darauf konzentrieren, wann es dir eben doch gelungen ist. Du bist ein Mensch wie jeder andere, also gab es auch im letzten Jahr bestimmt massenhaft Herausforderungen und Konflikte, die dir einiges abverlangt haben.

Wenn dir jetzt nur die Situationen einfallen, in denen du aus der Haut gefahren bist, dann betrachte die Pfadabhängigkeit dieser Situation: Wie lange davor hast du dir bereits auf die Zunge gebissen, guten Willen gezeigt und warst bereit für Kompromisse? Da gab es bestimmt einiges.

Gelassenheit zu entwickeln soll übrigens kein Aufruf an die Harmoniesüchtigen unter uns sein, uns selbst klein zu halten. Gerade deswegen wird eine gesunde Gelassenheit von intakten Grenzen aufrechterhalten, die wichtig für unser Selbstwertgefühl sind. Dann fällt es dir auch viel einfacher zu unterscheiden, ob es wichtig ist, einen Konflikt auszutragen, oder ob man gegen Windmühlen kämpft.

Entspannt auf das Wesentliche blicken

Bitte nicht falsch verstehen: Realistische Vorsätze sind gut und wichtig für das Leben, denn auch das persönliche Wachstum ist wesentlich für das Leben. Ich hoffe diese kleine Bestandsaufnahme, dieser Neujahrs-Nachsatz, konnte etwas verdeutlichen, wo du im Leben stehst, und dass du durchaus in dem ein oder anderem Feld bereits richtig rockst.

Wir neigen dazu, uns zu sehr auf das, was wir nicht haben, zu konzentrieren, und vergessen darüber hinaus die schönen Dinge, die wir bereits erhalten haben. Ich wünsche dir alles Gute für das nächste Jahr! Om tryambakam.

Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Antoine de Saint-Exupéry