Warum haben Asanas Tiernamen?

Asanas haben oft Tiernamen wie der herabschauende Hund

Viele Asanas im Yoga tragen Tiernamen auf Sanskrit. Das ist kein Zufall. Jedes Tier steht für etwas Bestimmtes, auf das wir uns beim Einnehmen der Asana konzentrieren können. Die oft eher abstrakten Ideen werden auf diese Weise kinderleicht greifbar. Das können wir uns nicht nur im Kinderyoga zu nutzen machen, sondern auf für die eigene tägliche Praxis. Wissen wir, welche Ideen hinter den Tieren stecken, können wir uns besser auf sie einlassen.

Den meisten Asanas kann man mit ein wenig Fantasie ihren Tiernamen ansehen. Beugen wir uns etwa in der Kobra wie eine Schlange nach oben. Im Fisch machen wir uns lang und zeigen eine hohe Mitte, wie ein Fisch. Ein Panther, der sich genüsslich lang streckt und auf den nächsten Sprint vorbereitet, sehen wir auch im Yoga häufig. Dabei haben diese Tiernamen nicht nur optische Bedeutungen. Jeder Pose wirkt auch auf die Psyche auf bestimmte Art und Weise. Um bei den Beispielen zu bleiben, schauen wir uns die Kobra an. Sie ist die 6. Stellung der Grundreihe. Bekannt ist sie für ihre Herzöffnende und Rücken-stärkende Wirkung. Sie wirkt damit auf das gestärkte Selbstbewusstsein und energetisiert uns. Durchaus zwei Eigenschaften, die mit einer Portion Anthropomorphismus auch der Kobra zuschreiben würde. Stolze Brust, starkes Auftreten.

Verbunden mit unserer Umgebung

Im Yoga streben wir eine Einheit an. Dies geschieht auf verschiedenen Ebenen. Das heißt auf der materiellen Ebene auch die Einheit mit der Natur. Die alten Yogis haben sich umgeschaut und waren demütig genug, um auch von den kleinsten Tieren zu lernen. Jedes Tier kann irgendetwas besonders gut oder verbindet zwei Eigenschaften auf ganz besondere Weise. Das können wir aufrichtig anerkennen. Sei es einem Hasen, einem Reh oder ein Skorpion, der Yogi schaut, was das andere Lebewesen ihm beibringen kann und passt es an seinen eigenen Körper an. Wie jeder Hase individuell ist, ist auch das Einnehmen der Position für jeden von uns anders und wir sind eingeladen, von ihm zu lernen.

Der Hase ist eine angenehme Yogaposition.

Das trifft natürlich nicht nur auf Tiere zu. Auch die Festigkeit eines Berges oder die Kraft eines Bogens können uns viel beibringen. Es gibt viele Dinge in unserer Umgebung, von denen wir uns eine Scheibe abschneiden können im übertragenen Sinne. Bauen wir diese dann mit unserem Körper nach, können wir uns in die Qualitäten reinversetzen. Daraus gewinnen wir tiefe Einsichten.

Bildersprache

Wenn wir etwas wie unserer Yogapraxis mit höchster Achtsamkeit praktizieren wollen, ist es sehr praktisch, kleine Erinnerungen zu setzten, warum wir etwas auf eine bestimmte Weise damit tun. Die abstrakten Bedeutungen wie Selbstbewusstsein oder Demut, die wir den Tieren zuschreiben, wollen wir uns vergegenwärtigen, auch auf der sprachlichen Ebene. In diesem Sinn ist es eine große Hilfe, wenn der Yogalehrer oder die Yogalehrerin den Namen des Tieres wiederholt, auf das wir uns grade konzentrieren. So bekommen abstrakte Begriffe wie innere Ruhe und Demut ganz neue Formen und Tiefe.

Tiernamen wie Fisch und Krähe weisen auf Eigenschaften und Haltungen hin.

Wir stellen uns beispielsweise für als „Herr über das eigene Leben“ keinen eitlen Menschen auf einem Thron vor, sondern wie in der Asana „Adler“ einen Greifvogel, der als Teil dieser Welt über ihr schwebt und sein eigenes Leben in den Flügeln trägt.

Besonders Menschen, die eher bildlich veranlagt sind, profitieren sehr von den Bilderangeboten, die die Asana-Namen uns bieten. Harmonie, Lebenskraft und Geschmeidigkeit lassen sich schwer visualisieren, ein harmonischer Delfin, ein lebendiger, starker Fisch und eine geschmeidige Katze schon viel eher. Sie helfen uns also nicht nur „falsche“ Bilder zu verhindern, sondern auch wohlwollende zu erzeugen. Verstehen wir sie als Einladung zur Visualisierung, zeigen sich uns die Asanas in einer neuen Tiefe. Eine weitere Ebene neben der sprachlichen kann die Bildliche sein.

Was bedeutet es für dich

Wie immer im Yoga ist alles ein kann und nichts ein Muss. Wenn jemandem das Bild des Adlers nicht zusagt, weil er selbst Angst vor Greifvögeln hat, dann ist das keine gute Metapher für diesen Menschen. Besser ist es dann ein eigenes Bild zu visualisieren. Du kannst etwa in einer Position überlegen, wem du diese Qualitäten noch zusprichst. Lebenskraft haben nicht nur Fische, auch Otter sind freudige Tiere.

Wenn du irgendwann feststellst, dass die Vorstellung eines Berges dir nicht hilft, aufrechter zu stehen, dann zwingt dich auch niemand dazu. Die Namen können eine Einladung sein, aber kein muss. Wer sich gerne nur in die Position reinfallen lassen möchte, um sich ganz auf sie einzulassen, kann auch so praktizieren. Wichtig ist nur, dass wir uns beim Praktizieren wohl fühlen und zentrieren. Die Aufmerksamkeit auf uns gerichtet, genießen wir die Asanas und praktizieren aus ganzem Herzen und Verstand Yoga. Kommen uns die Namen zu Hilfe, gut. Brauchen wir sie nicht, auch gut.

Jetzt bleibt uns nur noch selbst auf die Matte zu gehen und viel Spaß beim Praktizieren zu wünschen.

1 Kommentar zu “Warum haben Asanas Tiernamen?

  1. Gottfried

    Die Tiere haben Namen von Asanas.

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