Samadhi ist die vollständige Ruhe des Geistes.

von Sukadev Bretz

Samadhi ist im Kontext der Ashtangas die achte Stufe des Yoga. Die acht Glieder des Yoga sind: Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi. Yama ist der ethische Umgang mit anderen. Niyama, die persönliche Disziplin. Asana, die Haltung, Körperhaltung, Sitzhaltung, Haltung im Alltag, wie auch die Yogastellungen. Pranayama, die Atmung, Atemübungen, Herrschaft über das Prana. Pratyahara ist die Fähigkeit, die Gedanken nach innen zu bringen, die Sinne nach innen zu holen, zurückziehen. Dharana, die Konzentration, Dhyana, die Meditation und Samadhi, das Überbewusstsein.

Vorbereitung für die Meditation

Die letzten sechs der Ashtangas sind wie Schritte in der Meditation. Du setzt dich hin, Asana. Du regulierst deine Atmung, Pranayama. Du bringst deinen Geist in einen meditativen Gemütszustand und bringst deine Sinne nach innen, Pratyahara. Dann lernst du, dich zu konzentrieren, du übst eine Konzentrationstechnik, Dharana. Wenn du in dem Objekt der Meditation tief absorbiert bist, dann ist es Dhyana. Wenn die Subjekt-Objekt-Trennung aufhört, dann ist es Samadhi.

Dharana

Wenn du ein Mantra bewusst wiederholst, z.B. „Om Namah Shivaya“, dann ist das Dharana. Insbesondere wenn du immer wieder darauf achtest, dass dein Geist konzentriert ist. Wenn du aber das Mantra wiederholst und die Wiederholung ganz von selbst geschieht und Freude dabei ist, ein Licht oder eine Schwingung, vielleicht ein innerer Klang, dann ist es Dhyana. Es kann sogar passieren, dass in Dhyana die Worte des Mantras wegfallen. Aber es ist noch eine Subjekt-Objekt-Beziehung vorhanden.

Dhyana

Du empfindest diese wunderbar freudige Meditation, deshalb ist es noch Dhyana und noch nicht Samadhi. Wenn diese Subjekt-Objekt-Beziehung wegfällt und du einfach nur in der Mantra-Schwingung bist, dann ist es Samadhi. Nicht „ich meditiere“, nicht „ich wiederhole das Mantra“, nicht „ich erfahre Freude“, sondern Meditation geschieht, es ist einfach Meditation, es ist einfach Mantra. Und ich und das Mantra, ich und die Meditation, ich und der Gemütszustand sind eins. Das ist Samadhi.

Samadhi – erste Stufe

Von Samadhi gibt es mehrere Stufen. Es gibt Savitarka, Nirvitarka, Savichara, Nirvichara, Sananda, Sasmita. Dann gibt es noch Samprajnata, Asamprajnata, Savikalpa, Nirvi-kalpa, Sabija, Nirbija, Dharma Megha und Maha Samadhi (alle nachzulesen auf wiki.yoga-vidya.de). Für unsere Zwecke gibt es zwei wichtige Samadhi-Stufen: Die eine ist der noch dualistische Samadhi und die andere der nicht dualistische Samadhi. Der noch dualistische Samadhi wird genannt: Samprajnata Samadhi, Savikalpa Samadhi und auch Sabija Samadhi. Das heißt, du bist zwar verschmolzen mit etwas, aber da ist noch etwas, womit du verschmolzen sein kannst. Du kannst ein Mantra wiederholen, und du wirst zur Mantra-Schwingung.

Samadhi – zweite Stufe

Wenn sogar die Mantra-Schwingung wegfällt, dann bist du in Nirbija Samadhi, Nirvikalpa Samadhi, Asamprajnata Samadhi. Da ist nur reines Gewahrsein, Chid, da ist nur Sein, Sat, und unendliche Freude, Ananda. In Nirvikalpa Samadhi ist nur Brahman, ist nur Atman, ist nur Bewusstsein. Da ist das, was ist, und alles andere ist nicht. In Sabija, Savikalpa oder Samprajnata Samadhi ist noch Erfahrung. Du bist die Erfahrung von etwas, aber du bist diese Erfahrung, diese Schwingung.

Samadhi – Mystischer Bewusstseinszustand der Verschmelzung mit Gott

Das sind alles Spitzfindigkeiten vom Standpunkt von jemandem, der noch nicht die höheren Stufen der Meditation erreicht hat. Jede Form von Samadhi ist verbunden mit Überbewusstsein. Jede Form von Samadhi ist verbunden mit einer höheren Erkenntnis. Jede Form von Samadhi ist verbunden mit einer riesengroßen Freude, mit einer unglaublichen Energie und mit Liebe. Daran kann man erkennen, ob man in Samadhi war. Wenn du aus Samadhi herauskommst ins Normalbewusstsein, hast du Freude, da hast du Inspiration, hast du etwas verstanden, ist eine Verbundenheit da, eine Einheit.

Samadhi ist ein mystischer Bewusstseinszustand der Verschmelzung mit Gott, denn letztlich ist alles Gott. Egal, mit was du verschmilzt, letztlich ist es auch wiederum Gott. Samadhi ist das Ziel von Yoga. Samadhi transformiert den Menschen. Samadhi ist nicht einfach nur irgendeine Erfahrung, sondern Samadhi zeigt sich nachher in den Früchten. So wie Jesus gesagt hat: „An euren Früchten werden sie euch erkennen.“ Ein bisschen Wonne zu haben, ist ganz schön, aber Samadhi ist es dann, wenn es anschließend das Denken, das Fühlen, das Handeln beeinflusst. Du bist nicht mehr derselbe/dieselbe, wenn du Samadhi erreicht hast. Du bist viel mehr du selbst und du selbst bist Freude, Verbundenheit, Einheit, Liebe.

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Dieser Artikel ist erschienen im Yoga Vidya Journal – Ausgabe Nr. 39, S.8
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