Die 5 Phasen der Meditation – Warum sich Sitzenbleiben lohnt

In der Meditation werden verschiedene Phasen durchlaufen – diese wurden bereits in den Raja Yoga Sutras beschrieben und mittlerweile auch von der Wissenschaft abgebildet. In diesem Artikel erfährst du mehr über die 5 Phasen der Meditation.

Du wirst einen Einblick bekommen, warum es sich lohnt, die ersten Hindernisse durch regelmäßige und längere Praxis zu überwinden und so in einen Zustand von reiner Stille bis hin zu Samadhi zu gelangen.

Dass Meditation eine wichtige und nützliche Übung ist, wird immer mehr Menschen bewusst. Es ist längst keine Praxis mehr, die nur von Geistlichen und Spirituellen ausgeübt wird, sondern findet wegen der Vielzahl an positiven Wirkungen auf sowohl körperliche als auch psychische Gesundheit immer mehr Anklang in Unternehmen und der Medizin.

Auch die Wissenschaft findet immer größeres Interesse an Meditation und erforscht in immer neuen Studien ihre Wirkung. Die Wirkungen der Meditation können in körperliche, neuronale und psychische Wirkungen unterteilt werden.

Phasen der Meditation

Die körperliche Ebene

Auf körperlicher Ebene wurde beispielsweise belegt, dass bereits 5-10 Minuten täglicher Übung ausreichen, um bereits nach ca. 4 Wochen deutliche Verbesserungen stressbedingter Krankheiten wie zum Beispiel hohem Blutdruck, Verdauungsbeschwerden und Schlafstörungen feststellen zu können.

Bei Menschen, die täglich 5-15 Minuten in ihre Meditationspraxis investieren, zeigen sich Veränderungen der Gehirnströme und der Gehirnstruktur, die zu größerem Wohlbefinden führen und schlummernde Fähigkeiten und Talente erwecken.

Die geistige Ebene

Weiterhin wirkt sich Meditation positiv bei Angst, Stress und Depressionen aus, Konzentrationsfähigkeit und Belastbarkeit verbessern sich und Menschen werden entspannter und gelassener.

Alle diese Wirkungen können wir auch dann erfahren, wenn die Meditation scheinbar nicht so gut läuft. Viele Menschen glauben, nicht meditieren zu können, weil sie Körper und/oder Geist nicht zur Ruhe bringen können. Das ist jedoch kein Problem und ganz normal.

Es ist wichtig, zu verstehen, dass wir lediglich eine Konzentrationsübung machen, wenn wir uns zur Meditation hinsetzen.

Diese Konzentrationsübung (beispielsweise Beobachtung des Atems) kann bewirken, dass Körper und Geist zur Ruhe kommen und wir in den Zustand der Meditation fallen. Das ist aber nicht garantiert, weder für Anfänger noch für Fortgeschrittene.

Es ist wie beim Schlaf. Man kann sich hinlegen und es sich gemütlich machen, aber ob und wann der Schlaf kommt, liegt nicht in unserer Hand. Natürlich kann man sagen, dass es leichter wird, wenn wir regelmäßig über einen langen Zeitraum Meditation üben, es kann aber auch dann “schlechte” Tage, Wochen oder Monate“ geben.

Die 5 Phasen der Meditation nach Piron

Im Jahr 2003 hat der Psychologe Harald Piron eine großangelegte Studie durchgeführt und viele Meditierende zu ihrer Praxis befragt. Dabei fand er heraus, dass alle durch die gleichen Phasen hindurch gehen. Diese Phasen erinnern sehr an die Phasen oder Stufen in den Raja Yoga Sutras.

Das Wissen um diese Phasen der Meditation hat mir sehr geholfen, spielerischer mit Hindernissen wie nicht enden wollenden Gedanken oder körperlicher Unruhe umzugehen. Es hilft mir, mich bei jedem Sitzen zu entspannen und einfach alles, was geschieht an mir vorbei ziehen zu lassen.

Deswegen möchte ich in diesem Artikel die 5 Phasen nach Piron mit euch teilen und hoffe, dass es auch euch motiviert, Meditation zu üben oder eure Praxis zu vertiefen.

1. Phase der Hindernisse

Körperliche Hindernisse wie beispielsweise

Zu dieser Phase gehören aber auch geistige Unruhe und viele Gedanken. Sie kann individuell unterschiedlich lange dauern und ist mitunter auch abhängig von der Tagesform.

So kann es selbst einer Person, die schon sehr lange meditiert passieren, dass sie über die Hindernis-Phase nicht hinaus kommt. Generell kann man jedoch sagen, dass sie nach ca. einem Monat täglicher Übung langsam kürzer wird.

2. Phase der Entspannung

Wenn man sich die Zeit gibt, durch die Phase der Hindernisse hindurch zu gehen, kommt man in einen Zustand tiefer Entspannung. Das geschieht durchschnittlich nach etwa 20 Minuten:

An dieser Stelle wird klar, dass es durchaus Sinn macht, länger zu sitzen. Zwar sind 5 Minuten der Übung besser als nichts und haben bereits gesundheitliche Wirkungen, für viele Menschen ist es jedoch relativ unwahrscheinlich, dass sie in dieser kurzen Zeit über die Phase der Hindernisse hinaus kommen.

Wer sich ein paar mal die Zeit gibt, durch die Hindernis-Phase hindurch zu gehen und in den Genuss der Entspannung und Ruhe kommt, die die zweite Phase bringt, der wird ganz von selbst immer länger sitzen und geduldig die Hindernisse vorbei ziehen lassen.

In diesem entspannten Zustand wird es leichter, sich auf sein Konzentrationsobjekt (z. B. den Atem) zu konzentrieren. Kann diese Konzentration aufrecht erhalten werden, kommt man in die nächste Phase.

3. Phase der Konzentration (Dharana)

In dieser Phase wird die Konzentration, die vorher großer Anstrengung bedurfte, mühelos. Wir können uns dazu unsere Gedanken vorstellen, die wie Wellen auf das Konzentrationsobjekt zurollen. In den vorherigen Phasen sind die Gedankenwellen immer wieder ausgebrochen und in andere Richtungen gegangen.

Die meditierende Person musste sie bewusst und mit einer gewissen Anstrengung in die gewünschte Richtung lenken, oder anders ausgedrückt: Der abweichende Gedanke musste losgelassen werden
und es wurde bewusst ein Gedanke in Richtung des Meditationsobjekts erschaffen.

Hier in der Phase der Konzentration fließen die Gedankenwellen wie von selbst zum Meditationsobjekt. Es gibt keine “Ausbrecher” und es ist keine Anstrengung notwendig. Kann diese Konzentration für einen bestimmten Zeitraum aufrecht erhalten werden, kommt man in die 4. Phase.

4. Phase der Meditation (Dhyana)

Wenn wir beim Bild der Gedankenwellen bleiben, wird in der Meditations-Phase aus den vielen einzelnen Gedankenwellen der vorherigen Phase eine durchgehende Welle. Piron nennt diese Phase “die Phase der essenziellen Qualitäten”, da die Befragten, die in diesen Zustand kamen, von unterschiedlichen tieferen Erfahrungen berichteten.

So ist die Rede von Energie- und Astral-Erfahrungen, Astral-Reisen, Erscheinungen, Eingebungen und inneren Bildern. Wer an diesen Erfahrungen nicht fest hält und auch diese einfach vorüber gehen lässt, kann in die letzte Phase kommen.

5. Phase der Nondualität (Samadhi)

In dieser letzten Phase, die das Ziel des Yoga ist, verschwindet auch die eine letzte Gedankenwelle. Der Geist ist also komplett ruhig und existiert scheinbar nicht mehr. So, wie sich in einem vollkommen ruhigen See der Himmel oder die Bäume so klar spiegeln, dass man den See gar nicht mehr wahrnimmt.

Auf die gleiche Weise erscheint in diesem Bewusstsein, das nicht mehr vom Geist getrübt ist, das Selbst und kann ganz klar erkannt werden. Da alles das Selbst ist, wird nun erkannt, dass es nichts außer dem Selbst gibt und die Welt der Dualität verschwindet.

Immer wieder zurück auf Anfang

Bei jeder Meditations-Sitzung fängt man wieder bei Phase 1 an. Selbst wenn man man schon viele Jahre Meditation übt und schon oft Phasen von Konzentration und Meditation und vielleicht sogar Nondualität erfahren hat, beginnt man beim nächsten Mal wieder von vorne.

Das ist wunderbar, um sich die Demut und die Hingabe zu erhalten, die man für die Meditation und das spirituelle Wachstum braucht. Man sollte daher seine Meditation nicht danach bewerten, wie ruhig der Geist ist, sondern es einfach als Übung sehen, die man jeden Tag macht und die eben mal so läuft und mal so.

Es geht einfach darum, es zu tun. Für jemanden, der immer in den ersten Phase fest steckt, können sich die höheren Phasen unerreichbar anhören. Es geht jedoch nicht darum, irgendwas zu schaffen. Es geht noch nicht einmal darum, irgendwas zu tun.

«Meditation ist so schön, weil wir nichts zu tun brauchen.»

Einfach nur sitzen, schauen, geschehen lassen. Mehr braucht es nicht. Es geht darum,

  • mit dem in Frieden zu sein, was ist
  • nichts zu wollen
  • es gut sein zu lassen
  • nichts zu tun
  • nichts zu erreichen
  • einfach nur zu sein

Alles andere wird kommen.

Zurueck-ins-Gleichgewicht Meditation

Es bedarf allein der Disziplin, sich hinzusetzen und die Übung zu machen und der Hingabe alles geschehen zu lassen. Es ist wie bei den Asanas. Du kannst sie nur immer wieder üben. Wann und wie sich der Körper verändert, liegt nicht in deiner Hand – aber du weißt, dass es geschieht, wenn du übst.

Also viel Freude beim Üben!

Om Shanti
Deine Gauri

Alles rund um Meditation


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Meditations-Portal

Die regelmäßige Meditation ist mit Sicherheit die Königsdisziplin im Yoga. Das Verweilen im Moment kann zur Quelle der Kraft in unseren dunkelsten Stunden werden, zeigt sie doch, das wir mehr sind als unsere Gedanken uns weismachen wollen. Alles zu den Grundlagen der Meditation, Meditationstechniken und Tipps findest du dazu auf dem Yoga Vidya Meditations-Portal:

Die Autorin

Seminarleiterbild Gauri Daniela Reich 2021

Gauri Daniela Reich Yogalehrerin (BYV), Ayurveda Gesundheitsberaterin (BYVG), Vegane Ernährungsberaterin, ausgebildet in Yoga Personal Training, Vinyasa Sequenzing, Thai Yoga Massage und Yin Yoga, Lehrerin für Prävention und Gesundheitsförderung (BSA), Fitnesstrainer B-Lizenz, Cardiofitness- und Entspannungstrainerin, Diplom Betriebswirtin (BA). “Yoga hat mein Leben von Grund auf verändert.

Dank der ganzheitlichen Yogapraxis hat mein Leben heute einen Sinn. Ich bin zufriedener, gesünder, umgänglicher und habe erfüllendere Beziehungen. Dieses Glück steht allen Menschen zu und ich sehe es als meine selbstverständliche Pflicht, dieses Wissen mit anderen zu teilen.” Seminare mit Gauri >>

3 Kommentare zu “Die 5 Phasen der Meditation – Warum sich Sitzenbleiben lohnt

  1. Jessica Ganeshwari

    Liebe Gauri, ich komme gerade aus meiner letzten Woche der 4-wöchigen Intensivlehrerausbildung……und das mit der Meditation ist so eine Sache. Wir haben 2x täglich Meditationssitzungen gehabt. Ich komme immer noch nicht aus der 1. Stufe……aber nach lesen Deines Artikels bin ich sehr motiviert es immer wieder zu versuchen. Ich danke Dir sehr herzlich dafür.
    Om Shanti, Ganeshwari

  2. Maria Brahmani Wöstmann

    Liebe Gauri,
    durch Meditation wird die Achtsamkeit größer. So spüre ich genau, wenn ich zu müde bin zur Meditation und verlege sie auf den nächsten Morgen (stehe dann früher auf oder beginne konzentrierter).
    Die Phase der Entspannung kann ich physisch viel besser durch Atemsteuerung herbeiführen.
    Es gibt Tage, da fesseln mich Projekte so stark, dass ich die als Konzentrationsobjekte ansehe und Schritt für Schritt durchdenke. Dadurch bin ich immer gut vorbereitet. Das muss ich akzeptieren, sonst komme ich eh nicht in die Stille.
    Ich merke aber auch, dass ich mich in jahrelange Praxis in einen Rhythmus hineinmanövriert habe, der es verhindert, dass ich mir mal mehr als 20 min Zeit nehme. Deshalb freue ich mich auf Auszeiten im Ashram in Bad Meinberg und über so Anstöße wie den deinigen in deinem schönen Artikel.
    Om Shanti!
    Brahmani

  3. Liebe Gauri,
    Danke für diesen tollen Artikel. Wunderbar zusammengefasst, klar und motivierend! Lese ich mir immer wieder einmal durch 🙏

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