Umarme deinen Zorn!!! Der liebevolle Umgang mit der Wut

Die Wurzel unseres Problems liegt in der Wut, die wir in uns selbst tragen. Ihr müssen wir uns zuwenden. Unsere Achtsamkeit umarmt das Gefühl der Wut wie eine Mutter, die ihr weinendes Kind in den Arm nimmt und ihre Zuneigung und Fürsorge spüren lässt. Thich Nhat Hanh.

Ein Beitrag von Anu Tara Neuymeyer

Die Wut ist eine Energieblockade in dir. Lade eine andere Energie ein, damit du deinen Zorn mit dieser Energie zärtlich umarmen kannst. Diese Energie ist die Achtsamkeit. Nimm deine Wut aufmerksam wahr. Sie hat ein Recht da zu sein.

Die Wut sollte dich dann nicht überwältigen können und allein in dir präsent sein. Denn das führt zu Leid und vielleicht auch zu Schaden in deinen Beziehungen zu anderen Menschen.

Wenn die Wut auf dem Thron sitzt, nimmt die Vernunft Reißaus. Wer unter dem Einfluß von Zorn steht, ist wie ein stark Alkoholisierter. Er verliert sein Gedächtnis, sein Verstand umwölkt sich und sein Denkvermögen wird getäuscht.

“Göttliche Erkenntnis” von Swami Sivananda

Betrachte achtsam deine Wut

Wut kann aus einer falschen Wahrnehmung deinerseits entstanden sein. Das passiert sehr häufig. Die andere Person hatte vielleicht gar nicht die Absicht, dich zu verletzen oder zu bestrafen. Weil du aber nicht sehr aufmerksam bist, verstehst du die Person falsch.

Du könntest entdecken, dass der Ärger darüber, dass andere Menschen dich triggern oder deine Erwartungen nicht erfüllen, schon vorher in dir war. Sie bringen diese Emotionen in dir nach oben. Aber sie verursachen sie nicht. Du musstest diese und andere Gefühle in deiner Kindheit unterdrücken. Sie in dich hinein verdrängen, wo sie immer noch wirken.

Du erkennst, dass die andere Person, die dieses oder jenes zu dir gesagt hat, selbst sehr leidet und sie weiß, wie sie mit ihrem Leid umgehen soll. Sie gießt ihre Leiden über die Menschen in ihrer Umgebung aus.

Einfach mal Dampf ablassen?

Wenn du der Wut durch schreien, schlagen, exzessives Sporttreiben oder Sachen zerstören begegnest, nimmst du zwar zunächst den Druck raus und lenkst dich ab, aber du begegnest oder verwandelst deinen Ärger nicht.

Die Wut ist dadurch nicht weg. Sie wird immer wieder kommen. Die Auslöser und die Anlässe werden meist immer kleiner. Es gibt einen Weg, der ist besser als unterdrücken und rauslassen.

Wut ist auch deine Lebensenergie

Du kannst lernen, mit deinem Zorn umzugehen. Es ist gut, deine Wut wahrzunehmen und zu empfinden. Ohne Emotionen gibt es keine Veränderung und kein Wachstum.

Statt nun deinen Ärger zu unterdrücken, sie gegen dich selbst zu richten oder sie unkontrolliert explodieren zu lassen, kannst du sie für deine positiven Ziele nutzen.

Wut zu unterdrücken führt zu indirekter Aggression und unterschwelligen Konflikten, Auto-Aggression und psychosomatischen Krankheiten, explosiver Entladung und Gewalt.

Der ritualisierte und kanalisierte Ausdruck von Zorn in Form von der Wut-Meditation wirkt sich positiv auf deine Lebensenergie, Lebenslust und Lebensfreude aus. Es tut dir gut, zu dir zu stehen, zu deinen Bedürfnissen und Sehnsüchten, denn es fördert deine ehrliche und lebendige Beziehung zu anderen Menschen. Es stärkt deine schöpferische Energie, die Welt zum Guten zu verändern.

Nimm an, was in dir ist, auch das Unangenehme.  Zeige dich dir selbst mit all deinen Seiten, auch den dunklen. Ich bin wie ich bin, und ich werde mich nicht verstellen.

Hier sind vier Gründe, warum deine Wut dir helfen kann

  • Du kommst deinen Bedürfnissen auf die Spur
  • Sie hilft dir, deine Grenzen zu entdecken.
  • Mit ihr schaffst du es, Dinge zu erreichen, indem sie dich motiviert, in Aktion zugehen. Wut macht Mut.
  • Ärger stärkt deine Beziehungen. In Konflikten und Meinungsverschiedenheiten erfährst du wirklich etwas über deine Familienmitglieder, deinen Freund oder deinen Partner, einschließlich deren Bedürfnisse und Grenzen.

Ich-umarme-meine-Wut-Meditation

Stelle dich mit deinen Füßen etwa hüftbreit auseinander hin und erde dich. Hebe deine Arme auf Brusthöhe, als ob du jemanden oder etwas umarmen möchtest.

Sage dir einatmend: Ich weiß, dass Wut in mir ist. Ausatmend: Meine Wut, ich öffne mein Herz für dich und bin bereit dich liebevoll zu fühlen.

Wütend zu sein bedeutet immer wütend auf ETWAS zu sein. Etwas, das du so wie es ist nicht akzeptierst oder nicht verstehst. Während die Wut das Objekt kontrollieren, verändern, verjagen oder vernichten möchte, kann dir die Achtsamkeit helfen Mitgefühl zu kultivieren, das Problem in der Wurzel zu lösen und die Freude des Friedens zu erfahren.

Wenn der Sturm der Wut aus der Tiefe des Bewusstseins aufsteigt, kannst du ihn mit deinem achtsamen Atem zärtlich berühren.

Benjamin Joon

Du kannst dich fragen, wofür deine Wut gut ist, wovor sie dich schützt. Wenn du deinen Zorn aus dem weisen Herz heraus liebevoll umarmst, kannst du die Angst und den Schmerz dahinter erkennen, akzeptieren und fühlen. Die eigenen Gefühle anzuerkennen, ist der erste Schritt heilsam damit umzugehen.

Aus dem Zustand der inneren Gelassenheit ist es dir möglich, deine Bedürfnisse und Wünsche mitfühlend mitzuteilen.

Wenn der Ärger kommt

Schenke in dem Moment dir und deiner Wut Beachtung. Spüre deine Energie, deinen Ärger, deine Ohnmacht.

Es kann sehr hilfreich sein, den Raum bzw. die Situation erst einmal zu verlassen. Nicht, weil du feige abhaust oder etwas aussitzt. Sondern weil du dich auf deine Emotion einlässt und dir bewusst ist, dass Rage und Aggression gegen dich und andere gerade wenig hilfreich sind.

Wenn du wütend etwas verbal klären willst, redest du wahrscheinlich nur Unsinn. Das Kind in dir will in dem Moment nur Recht haben, anklagen, verurteilen und fühlt sich als Opfer.

Sich auf die Wut einlassen bedeutet: raus aus der Situation. Einatmen. Ausatmen. Annehmen: die Wut und dich selbst. Zur Ruhe kommen.

Umarme deine Gefühle wie Ärger, Wut, Hass, Groll und Gram mit der Liebe deines Herzens, fühle sie bejahend als ihr Schöpfer in der Stille und verwandle sie in Freude und Lebenskraft. –

Robert Betz

Der Weg zurück zum Herzen ist wichtig. Zur Liebe zu dir selbst. Die Wut umarmen und dich auch. Ich darf wütend sein. Meine Wut darf sein. Ich bin ok.

Du kannst wütend sein, deine ganze Energie einsetzen und trotzdem höflich bleiben. Wut hat nichts damit zu tun, jemand mit Worten und Taten zu verletzen.

Wut kann dich auffordern, deine Grenzen zu spüren und rechtzeitig Stopp zu sagen. Das kannst du höflich machen und trotzdem deiner Energie Raum geben. Wut ist nicht dazu da, um sie auf jemanden zu richten, um denjenigen zu verletzen oder zu demütigen.

Swami Sivananda: Methoden zur Beherrschung des Zorns

Zorn ist eine Manifestation von Shakti. Es ist sehr schwierig, direkt gegen ihn zu kämpfen. Versuche zuerst, seine Kraft, Vega, seine Häufigkeit und seine Dauer zu verringern.

  • Bemühe dich, diese furchtbare Erscheinung oder Vritti zu verringern und zu schwächen.
  • Erlaube ihr nicht, die Form einer großen Welle an der Oberfläche des bewussten Geistes anzunehmen.
  • Ersticke sie im Keim, wenn sie sich in Form von Reizbarkeit im unterbewussten Geist befindet.
  • Jetzt zerstreue den Geist.
  • Pflege göttliche Gedanken.
  • Praktiziere intensiv Japa oder Kirtan.
  • Wiederhole einige Gebete oder Slokas aus der Bhagavad Gita, dem Ramayana oder den Upanishaden.
  • Entwickle allmählich die entgegengesetzten positiven, göttlichen Tugenden wie Geduld, Liebe und Vergebung.
  • Der Zorn wird allmählich von selbst absterben.

Aus dem Kapitel “Ärger und Zorn” in: “Göttliche Erkenntnis” von Swami Sivananda


Kannst du deiner Wut achtsam begegnen? Erzähl uns gerne in den Kommentaren, was du tust, wenn bei dir anfängt, die “Birne zu rauchen”. Für weitere Selbsteinsicht und intensives an dir Arbeiten mit Gleichgesinnten Hitzköpfen, begrüßen wir dich in unseren Yoga Vidya Ashrams – ohne festes Programm oder auf ein Raja Yoga Seminar, dem Yoga der Geistesbeherrschung:

Die Autorin

Anu Neumeyer

Anu Tara Neumeyer ist Yogalehrerin sowie Sozial-, Natur und Erlebnispädagogin. Sie hat viele Erfahrungen über schamanische Heilungsarbeit gesammelt und praktiziert seit vielen Jahren Yoga. Mit viel Freude unterrichtet sie Yoga, gibt ayurvedische Anwendungen und Fußreflexzonenmassagen. Die Erfahrungen einer tiefen Verbindung zum eigenen Krafttier möchte sie gerne weitergeben.

5 Kommentare zu “Umarme deinen Zorn!!! Der liebevolle Umgang mit der Wut

  1. Dr. Johannes B. Ring

    Sehr gut geschrieben, beschrieben, erlebt, analysiert, durchdacht und erspürt. Herzlichen Dank und weiterhin gutes Geleit.

  2. Sigrun Spunkmeier

    Auch von mir ein Danke für das Thema. Wut und auch Haß sind in meinem Leben leider sehr stark präsent. Zum Teil (vielleicht auch ganz?) weiß ich, woher das kommt.
    Das Leben ist kein Zuckerschlecken
    🙂

  3. Sehr schöner Artikel! Umarme deine Wut! 🙂

  4. Sabine Becker

    Danke für das Thema Wut.Hat mir viel erklärt.Ich werde meine Wut in Zukunft umarmen und war nehmen. Als ich Deinen Artikel las kamen mir Situationen aus meiner Kindheit vor Augen.Danke in Liebe Sabine

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