Outdoor Yoga – Mitten im Spiel der Elemente

Andere Umwelt, andere Spielregeln: Im Outdoor Yoga widersetzen sich nur die Mutigsten der Mutigen den Elementen. Überlebenstipps für Yoga in der lebendigen und wankelmütigen Außenwelt.

Unterwegs mit Sonne, Regen und Wind

Selbst im Schatten des späten Nachmittags legt sich die Hitze wie ein schwerer Mantel auf meine Haut. Nackt sinken meine Füße in den weichen Boden, Gras kitzelt an meinem kleinem linken Zeh.

Mit allen Sinnen

Trotz des weichen Untergrunds stehe ich im Berg fest auf meiner Matte, kein Lüftchen regt sich, bis sich der Windgott doch erbarmt und eine Böe vorbeischickt. Dankbar nimmt mein Körper die kühle Brise auf, der Geist freut sich, und ich versuche im Gleichmut zu verweilen und das Angenehme wie Unangenehme gleichermaßen willkommen zu heißen.

Gar nicht so leicht, weil eine Ameise beginnt, kitzelig meinen Unterschenkel hinaufzuwandern. Ich streife sie ab, widerstehe den Drang mich zu kratzen und kehre zurück zu meinem Atem. Warme Luft strömt in meine Nase und ich rieche Gras, Hitze und Salz.

Wach und lebendig

Ich halte es mal kurz mit der Informationsflut zu den ganzen Vorteilen von Yoga im Freien, die folgt dann in einem anderen Artikel. Soviel sei gesagt: Outdoor Yoga fordert alle Sinne. Wind, Hitze, Blumenduft, Wasser, leuchtendes Grün, kühlendes Braun und das Rauschen des Windes erzeugt eine überaus erdende Komposition, die enorm entspannt.

Die von Natur aus wechselhaften Bedingungen der Natur werden dich nicht nur anpassungsfähiger machen, sondern auch deine Annahme schulen, denn Wind und Regen kommen, wie es ihnen passt. Daneben wird dein Gleichgewicht deutlich besser, denn der unebene, zumeist weiche Untergrund fordert insbesondere deine Balance. Nach einer Session bist du dann nicht nur hellwach: du bist lebendig und zwar von Kopf bis Fuß.

Das gilt es bei Outdoor Yoga zu bedenken

Wintersonnenwende - Auftakt zum Julfest

1. Bereite dich vor

Einfach so rausgehen, geht natürlich immer, doch deutlich angenehmer wird’s, wenn du dich vorbereitest. Ein kurzer Wettercheck verrät dir die passende Kleidung, die du brauchst. Pack neben deiner Matte, außerdem eine Decke und genügend Trinkwasser sein.

Für Allergiker schadet es zudem nicht, sich über den Pollenflug schlau zu machen. Auch die Pollenbelastung wird meistens über Wetterapps ausgegeben.

Ganz wichtig: vorher nochmal aufs Klo gehen, sonst landest du vielleicht noch heimlich im Busch, um eben schnell zu pinkeln, plus Insektenstiche am Po und der Paranoia, dass gleich jemand um die Ecke kommt und dich sieht.

2. Finde den richtigen Spot

Manchmal ist es nicht übel, auch einfach praktisch zu denken. Ein Spot, der schnell und leicht zugänglich ist, senkt sofort die Hemmschwelle, auch wirklich draußen üben zu wollen. Du hast einen eigenen Garten? Wunderbar, du kannst gleich anfangen!

Wenn du für den Weg in den Park oder Wald Zeit hat, suche dir am besten ein relativ abgeschiedenes Plätzchen, damit du nicht so auf dem Präsentierteller bist. Gesehen werden heißt kommentiert werden, wenn manchmal auch nur geistig. Mit zunehmender Praxis darf dir dieser Aspekt natürlich sehr gerne irgendwann egal werden.

Ein anderer Punkt ist das Thema Geräusche. Wähle deinen Platz in öffentliche Parks klug, denn hier tummeln sich gerne in der Nachmittagszeit Familien und Griller, nebst Bratwurstgeruch und Boomboxen.

3. Mal fest, mal weich: Wechselnder Untergrund

Die Böden der Natur sind ja so ganz eigen, voller Huckelchen und Löcher. Vornehmlich im Kopfstand, Skorpion oder Handstand ist jedoch ein stabiles Fundament essentiell. Bevor du dich also einfach so auf deine Matte schwingst ist es sinnvoll, kurz das Gelände zu scannen, den Boden zu befühlen und schonmal Probe zu liegen.

Dabei kannst du dann auch gleich größere Stöcke und Plastikmüll entfernen. Außerdem verstecken Rasen und Erde gerne Steinchen und Tannenzapfen, die dich ärgern wollen. Eine eher stabile Matte schafft da Abhilfe.

Bedenke schließlich, dass die Matte auf jeden Fall schmuddelig wird, oder nass werden kann, sie sollte also einfach zu reinigen sein. Und wer weiß, richtige Hardcore Yogis transzendieren irgendwann vielleicht sogar ihre Yogamatte und üben ohne?

4. Und täglich grüßt das Krabbeltier

Nicht nur den Menschen und Elementen und wirst du da draußen begegnen, sondern auch mal mehr oder weniger Insekten. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass dir im Shavasana eine Ameise zwischen den Brüsten krabbelt, oder dir irgendwelche Fliegen im Gesicht landen.

Ich meine mal in Eat Pray Love gelesen zu haben, dass es in manchen Traditionen sogar eine Übung ist, während der Meditation die Stiche von Insekten zu ertragen – sicher nicht was für jeden! Wer es sich mit den Insekten leicht machen möchte, übt Shavasana lieber auf einem Liegestuhl, Hängematte oder Ähnlichem (bitte nicht ausfallen lassen).

Viele schwören übrigens auf Nelkenöl, um sich Insekten vom Hals zu halten, man riecht dann halt nur wie Weihnachtsgebäck (was nicht immer schlecht sein muss!). Nach der Praxis ist auf jeden Fall ein kleiner Zecken-Check sinnvoll. Für unterwegs sind bei einem Zeckenbiss übrigens Zeckenkarten aus der Apotheke super praktisch, die kannst du dann nämlich einfach in deiner Brieftasche aufbewahren.

Outdoor Yoga im Wandel der Jahreszeiten

Ich finde ja, dass jede Jahreszeit ihren besonderen Charme hat. Und verzeiht mir, aber ich kann es mir nicht verkneifen: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Also nichts wie raus in die große weite Welt!

Outdoor Yoga im Sommer: Jetzt wirds heiß

Der Sommer belohnt uns jetzt gerade mit einer dichten und umschmeichelnden Wärme. Wer ein Frostköttel ist, so wie ich, der geht bei durchdringender Wärme richtig auf. Wer hingegen schnell mal einen Hitzkopf bekommt, übt bei hohen Temperaturen lieber vormittags, oder am morgen.

Schaffe dir Ruhe

Eine weitere große Herausforderung im Sommer sind außerdem Geräusche. Alles ist lebendig und die Leute wollen feiern, grillen und ganz viel Rasen mähen. Gerade an öffentlichen Plätzen sowie in gut besuchten Parks, ist jetzt ein guter abgeschiedener Spot wichtiger denn je. Ich hab glücklicherweise eine eher ruhige Lage, könnte mir aber vorstellen, bei viel Hintergrundrauschen auch mal mit Ohrstöpseln zu praktizieren.

Lust auf Gesellschaft?

Der Sommer ist übrigens auch für Yogis ein gesellige Zeit. Wahrscheinlich hast du jetzt die besten Chancen, gleichgesinnte Schönwetteryogis zu treffen. Eine andere Möglichkeit wäre es, sich ganz gezielt für Yogakurse im Freien anzumelden.

Ab in den Schatten

Im Sommer gilt es mehr denn je der Sonne auszuweichen. Im prallem Sonnenschein verpulverst du geradezu dein Prana, dein Gemüt wird hitzig und rajasig. Ziehe dich für die Praxis am besten in den Schatten zurück, oder praktiziere in der noch milden Wärme des Vormittages.

Von der Kleidung her ist es oft schöner, weniger zu tragen, aber lange und vor allen Dingen luftige und locker sitzende Kleidung ist jetzt auch sehr angenehm. Wenn ich dich partout nicht davon abbringen kann, den Schatten aufzusuchen, bedecke dich ausreichend mit Kleidung und benutze ausreichend Bio-Sonnenschutz (je nach Stärke des Weißel-Effektes siehst du dann möglicherweise aber aus wie eine Geisha).

Outdoor Yoga im Frühling und Herbst: Natur im Wandel

Frühling und Herbst teilen so viele Eigenschaften, dass ich es mir mal einfach mache und hier mal gemeinsam darauf eingehe. Ob nun die blumige Fülle des Frühlings, oder der herb-würzige Geruch des Herbstes, gerade jetzt duftet es draußen besonders intensiv, oder richtig frisch nach Regen. Die noch kühle Luft regt jetzt ordentlich die Durchblutung an.

Gegen den Wind einpacken

Besonders jetzt ist das Wetter unberechenbar, für Yoginis und Yogis gilt es also und mit allem zu rechnen. Gerade an windigen Tagen ist es sinnvoll, einen guten Windbreaker zu haben. Dein Spot ist dann am besten von so vielen Seiten wie möglich von Hecken oder Zäunen umsäumt. Frühling und Herbst ist es auf jeden Fall morgens noch recht kühl, also pack dich gut warm ein, oder verlege deine Praxis auf nach der Arbeit!

Bei Regen ausweichen

Bei Regen besteht grundsätzlich die Gefahr auszukühlen, deswegen suche dir hier einen guten Unterstand, wie einen besonders dichten Baum, oder sogar einen Pavillon aus, vielleicht auch die überdachte Terrasse in deinem Garten. Ich denke, es versteht sich von alleine, dass man bei einem ausgewachsenem Gewitter mit Starkregen, Blitz und Donner keinesfalls draußen rumturnen sollte.

Wolken – bestes Wetter!

Viele Tage sind aber auch einfach nur langweilig bewölkt. Ich kenn’ das dann auch, dieses Ich-möchte-auf dem-Sofa-bleiben-Gefühl. Tatsächlich sind aber die bewölkten Tage die besten Tage, denn um Sonnenschutz musst du dir keine Gedanken machen, genauso wenig wie um andere Menschen (die sind nämlich drinnen sitzen geblieben!).

Winter: Schonmal was von Snowga gehört?

Ich hab mich ja bereits als Frierer geoutet, im Winter habe ich mich dementsprechend bisher noch nicht nach draußen vorgewagt. Tatsächlich gibt es aber Menschen, die sowas tun, das heißt dann Snowga, also Yoga im Schnee. Die packen sich dann in dicke Winterkleidung und üben Asanas, denn nur die wenigsten von uns gehören zu den Wim Hofs unter den Yogis.

Erwarte das Unerwartete

Mit ein bisschen Routine ist Yoga im Freien mehr als nur richtig schön, denn es ist vielseitig, sinnlich und vor allen Dingen lebendig. Ich werde meine draußen Praxis auf jeden Fall noch stärker ausbauen und wer weiß, vielleicht sehen wir uns nächsten Winter vielleicht auf einem Schneehügel im Krieger.


Ob die raue Nordsee, Wald und Wiesen von Bad Meinberg, die Berge des Allgäus oder im beschaulichen Westerwald: alle Yoga Vidya Ashrams liegen sehr naturnah und laden richtiggehend ein, draußen zu praktizieren. Wer noch in aller Ruhe an seiner Technik feilen möchte, dem bieten wir unzählige Seminare zu Themen wie Alignment, Sequencing, Hands-On oder Asanas exakt.

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